der Kaiserin Maria Theresia, der zweiten Gemahlin des deutschen Kaisers
Franz II., den Religiosen wieder seine Tore öffnen, doch war es entblößt
von allem, was einst sein rechtmäßiges Eigen gewesen war; der Glanz des
Reichtums und großartigen Bestandes war für immer entschwunden.
Zu St. Lambrecht gehörten die vormaligen Propsteien Aflenz (1066),
Piber (1066), Veitsch (1104) und Zell vulgo Mariazell (1157) mit der
bekannten Wallfahrtskirche Maria Geburt, sowie viele Pfarreien.
Mariazell bildet derzeit eine Dekanatspfarre mit fünf Kaplänen, einem bis
vier Beichtvätern unter einem Dechant, der zugleich die Stelle eines
Superiors innehat. Von den Gütern besitzt das Kloster heute wieder das
Stiftsgut St. Lambrecht, Schloß Lind, Feistritz, Veitsch und Grieb, Mariazell,
Aflenz, Wittschein, den Mädl- und Gersthof.
Die Figuren des Stiftswappens, die beiden Pastorale und der Buch-
stabe L, erscheinen zum erstenmal, aber jede Figur separat in einem
Dreieckschildchen untergebracht, im spitzovalen Siegel des Abtes Petrus
von Leoben (1358-1376) an einer Urkunde, d. d. München, 2. September
1359 (k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien), siehe Abb. g, ebenso an
einer Urkunde vom 1. November desselben Jahres im Stiftsarchiv, Nr. 299.
Unter einer reich durchgebildeten gotischen Architektur erscheint die
Figur des heiligen Lambrecht in bischöflicher Kleidung, unter ihm die kniende
Abtiigur, beseitet von zwei Dreieckschilden, wovon der vordere zwei
gekreuzte Pastorale zeigt, die an der Kreuzungsstelle mit einem Quer-
Stäbchen unterlegt sind. Der rückwärtige Schild enthält den Buchstaben L.
Die Legende lautet: SPGTRIDCI : GiÄZLFIBZ-I - TIS : MOXRSCLLHMBGRTI.
Der kleine, den Pastorale unterlegte Querstab ist auch auf späteren
Siegeln noch zu sehen, selbst der Buchstabe L ist mitunter mit einem
solchen ausgestattet. Eine Erklärung dieses eigenartigen Beizeichens ist
wohl schwerlich mehr aufzufinden.
Abt Johann II. Schachner von Frauenburg (1455-1478) führt in seinem
Siegel unter der dort erscheinenden Abtiigur drei Schildchen, im ersten zwei
gekreuzte Pastorale, im zweiten sein persönliches Wappenbild, eine Raute,
im dritten den Buchstaben L. In einem Siegel des Abtes Johann III. Sachs
(1478-1518) von 1483 erscheinen zwei Schilde; im ersten die Pastorale,
beseitet von den Buchstaben I und S, im zweiten das L. Auch Abt Valentin
Pierer (1518-1546) führt diese Anordnung, die Pastorale mit den Mono-
grammen V und P.
Unter dem Abte Thomas Pemer erscheinen im Siegel an einer Urkunde
vom Jahre 1546 beide Figuren in einem gespaltenen Schild untergebracht,
vorne das L, rückwärts die beiden Pastorale. Abt Johann Heinrich Stadtfeld
(1613-1638) teilte den Schild und setzte oben die beiden gekreuzten
Pastorale, unten den Buchstaben ein, während Abt Chilian Werlein (1725
bis 1737) eine umgekehrte Aufstellung der Wappenmotive benutzte.
Bereits unter Abt Johann Trattner erscheint in einem Siegel an einer
Urkunde vom 8. Oktober 1590 ein gevierter Schild, im ersten Felde das L,