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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 8 und 9)

nun gezwungen, anderwärts eine Heimstätte zu 
suchen. Mit dem Gelde ihres Oblaten, Fr. Marie 
Gabriel (Joseph-Marie Camille) Giraud, Sohn eines 
reichen Seidenfabrikanten zu Lyon, geboren am 
7. Juni 1836, gestorben am 28. Februar r8gg, erwar- 
ben die Mönche r88r das alte Schloß Reichenburg 
in Steiermark, das sich damals imBesitze des Christian 
Philipp Freiherrn von Esebeck befand. 
Die alte Burg der Herren von Reichenburg 
(r2go-157o) hatte im Laufe der Jahrhunderte oft- 
Abb n Wappen von Nun: mals ihren Besitzer gewechselt. Nach den Reichen- 
Dm", d; 1, (mndbchmnus, burg, die im XIV., XV. und XVI. Jahrhundert häufig 
eine nicht unbedeutende Rolle in der Geschichte 
der Steiermark gespielt hatten," liel die Burg an deren Verwandte, an die 
Herren von Gradeneck, später an die Freiherren Gall von Gallnstein, welche 
einen Umbau der Burg vornehmen ließen und deren Wappen, ein Einhorn 
im Schild und auf dem Helme, heute noch über dem Eingangstor des Kloster- 
schlosses zu sehen ist. Im Jahre 1630 kam Reichenburg an die Grafen 
Atterns, unter welchen in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts dieser 
Besitz eine kolossale Ausdehnung erhielt. Das Territorium von Reichenburg 
umfaßte damals 22 Gemeinden. Die Attems besaßen Reichenburg mit einer 
kurzen Unterbrechung (1680 bis 172!) bis zum Jahre 1802. Von da an 
wechselte das alte Schloß sehr häufig seinen Eigentümer, bis es endlich 
durch Kauf in den Besitz der reformiertenZisterzienser überging. 
Der ehemalige Abt von Notre Dame des Dombes, Dom Benoit Margerand, 
wurde provisorischer Superior der neuen Niederlassung, dem am Ende des 
Jahres 1881 Dorn Bernard Sirvain im Amte folgte. Am n. August 1885 
wurde Dom Jean Baptiste Epalle Prior, unter dem durch ein Breve vom 
10. September 1891 die Erhebung des bisherigen Priorats zu einer Abtei 
erfolgte. Nach dem Tode des ersten Abtes Dom Jean Baptiste Epalle am 
27. Oktober 1910 wurde sein Neffe, Dom Placidus Epalle am 15. November 
zum Abte gewählt und erhielt am 18. Dezember desselben Jahres vom Fürst- 
bischof von Lavant die Benediktion. 
Die schweigsamen Mönche betreiben mit emsigem Fleiße die Landwirt- 
schaft, die Schokolade- und Likörfabrikation, deren Erzeugnisse sich voll- 
kommen konkurrenzfähig erweisen. 
Das Wappen der Abtei, das im Jahre 19m angenommen worden war, 
zeigt unter dem Monogramm Mariens im Schildhaupte im ersten Felde 
einen Turm mit Stern aus dem Wappen der Mutter des Gründers, Johanna 
Pauline Giraud, einer geborenen Gerbes de Tours, im zweiten Felde eine 
symbolische Darstellung des emporführenden Weges zu Christus, dem 
 
"' Die Herren von Reichenburg führten in Silber einen gekrönten blauen Wolf, die Gall in Rot ein 
gekröntes silbernes Einhorn.
	        
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