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Erlöser. Spezielle Hausfarben der Abtei sind bisher noch nicht festgesetzt
worden, doch könnten die Tinkturen des Wappenschildes, Rot-Weiß-Blau,
in Verwendung genommen werden.
5. KARTÄUSER.
Der Orden der Kartäuser (Ordo Carthusianorum) war von einem
Deutschen, dem heiligen Bruno (1- 1 101), vormals Kanonikus von St. Kunibert
in Köln, dann Leiter der Domschule zu Rheims mit Unterstützung des
Bischofs von Grenoble, des heiligen Hugo von Chäteauneuf-d' Isere, im wüsten
Tale La Chartreuse bei Grenoble in Frankreich um das Jahr 1084 gegründet
worden. Die Ordensregel zeigt viele Ähnlichkeit mit jener des Benediktiner-
ordens, sie verbindet aber das mönchische mit dem Eremitagesystem, besitzt
also auch Ähnlichkeit mit der Regel des Kamaldulenserordens.
Trotz seiner sehr strengen Regel verbreitete sich der Kartäuserorden
verhältnismäßig rasch und erhielt vom Papste Alexander III. im Jahre 1 170
die feierliche Bestätigung. Der Orden umfaßte bald 16 Provinzen, an deren
Spitze ein Prior generalis stand, der im Kloster Notre Dame de la Grande-
Chartreuse residierte. Der Orden besaß zirka 260 Klöster, die über Deutsch-
land, Österreich - Ungarn, Schweiz, Frankreich, Belgien, Spanien und
Portugal, Italien, England, Holland, Schweden und Polen verbreitet waren.
In Österreich, das zur Provincia Alemanniae superiore gehörte, be-
standen vormals Kartausen zu Aggsbach, Gaming und Mauerbach in
Niederösterreich, zu Seiz und Geirach in Steiermark, zu Freudenthal und
Pletriach in Krain, zu Schnals in Tirol, zu Smichow bei Prag, Triek bei
Leitomischl und WaldiÖ-Kartouz bei Gitschin in Böhmen, Königsfeld, Dolein
und Olmütz in Mähren.
Alle diese Kartausen sind verschwunden, nur Pletriach in Krain wurde
im Jahre 189g reaktiviert.
Der Orden in seiner Gesamtheit besitzt kein gemeinsames Wappen,
wenn auch hie und da das Wappen der Kartause von Grande-Chanreuse,
siehe die Abbildung 22, als ein solches angesprochen wird. Die bekreuzte
Weltkugel mit den sie umziehenden sieben Sternen
ist nur das Wappenbild von dem ersten Kloster des ,
Ordens, das allerdings später noch von einigen
andern Niederlassungen der Kartäuser benutzt
wurde, deshalb aber doch nicht als Wappen der
Gesamtheit der Kartäuser, sondern nur als Wappen-
bild einiger I-Iäuser dieses Ordens anzusprechen ist.
Chartreuse benutzte im XI. Jahrhundert als
Wappen nur ein einfaches Tatzenkreuz im Schilde."
Im XIII. Jahrhundert erscheint bereits eine be-
" Siehe die Abhandlung des Dom Alben-Marie Counrny „Amorial
historique des maisons de POrdre des Chanreux" im „Archiv Hernldiques Abb.z3. Wappen der Grafen von
Suiases", Zürich, 1908 E. Cilli
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