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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 8 und 9)

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Kindergrab von Unter-Siebenbrunn, dem zwei silberne Fibeln in Gestalt von 
Zikaden angehören. 
Unter den späteren Metallarbeiten dieser Abteilung fällt eine kleine, aus 
Bronze gefertigte Sonnenuhr auf (Abb. 4). In ihrer oberen Hälfte durch- 
brochen gearbeitet, trägt sie über der Nadelwurzel den österreichischen 
Bindenschild, Hankiert von einem Affen und einem Waldschratt oder wilden 
Mann. Dieser, der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts angehörende, aus 
Stift Göttweih stammende Quadrans horarius erinnert an die gleichzeitigen 
Erfolge eines Österreichers auf dem Gebiet der Astronomie. Es ist Georg 
Purbach, zu Peurbach in Oberösterreich im Jahre 1423 geboren und 1461 in 
Wien, wo er studierte und 1450 den Quadratum geometricum herstellte, 
verstorben. Bailly nennt Purbach den ersten Astronomen Europas, und der 
berühmte Johannes Müller, genannt Regiomontan, war einer seiner Schüler. 
' Die Eisenklasse repräsentiert an der 
Spitze einer ziemlich vollständigen Sammlung 
niederösterreichischer Beleuchtungsgeräte 
aller Zeiten ein spätgotischer großer Opfer- 
kerzenleuchter mit freigeschnittener und 
gravierter Bärlappranke (Abb. 5). Eine große 
Reihe eiserner Opfertiere sind die rohe 
Arbeit der Schmiede einzelner Orte, deren 
Kirchen mit dem Kultus des heiligen Leon- 
hard in Beziehung standen. Leonhard wurde 
als der große Menschenarzt, Entbinder, Heiler 
der Geisteskranken, als Zähmer und Arzt 
der Haustiere gleich an erster Stelle nach der 
Jungfrau Maria verehrt und ihm brachte 
das Volk diese geschmiedeten Eisentiere, der 
Mehrzahl nach Rinder und Pferde, seltener 
Schweine, Schafe, Ziegen und Hunde vorstel- 
lend, zum Opfer. Der größte Teil unserer 
Votivfiguren stammt aus der Ägidiuskapelle 
von Schwarzensee im Bezirk Pottenstein. 
Der Prunkschrank der Landstände Nie- 
derösterreichs enthält die Zinnhumpen der 
Weberzunft in Vitis und I-Ieidenreichstein aus 
dem XVII. und XVIII. Jahrhundert (Abb. 6). 
Der Schrank ist 1636 datiert und in Gold 
auf schwarzem Grunde bemalt (Abb. 7). Er 
trägt auf der Türe das Landeswappen, umge- 
ben von einem Rollwerkrahmen mit einge- 
iiochtener Ordenskette des goldenen Vlieses; 
Abb. 6. Zinnknnne der Weberzunft in - . . 
Heidenreichstein,beginnendes XVlLJahr- auf den seltenwandungen dle allegorischen 
hundert Figuren der Gerechtigkeit und Stärke, der
	        
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