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der jede Ermüdung zerstreuenden Vielgestaltigkeit den Eindruck einer heiteren, frohen
Jahrrnarktstimmung. Durch die Verkaufsmöglichkeit bewährt sie sich zugleich als eine
hervorragende Propaganda des Guten, eine Aufklärung der Massen, eine Erziehung der
Käufer zu dem Grundsatz: Nicht billig, sondern preiswert.
Die Ausstellung umfaßt von einigen kleineren Anlagen und dem sogenannten Ver-
gnügungspark abgesehen, fünf große Hallen. Halle I mit ihrer wirkungsvollen Dekoration
von Richard Riemerschmied zeigt vor allem, wie der Kaufmann in der Anordnung der
Massenartikel vom Künstler lernen kann. Holz- und Hornarbeiten, Leder- und Galanterie-
waren, Metallarbeiten jeder Art, Buch- und Druckkunst, Spielsachen, kirchliche Geräte
wechseln in bunter Folge. Halle II, die lustige Verkaufsstraße im Stile der Leipziger Messe
von O. Baur und daran anschließend der reizende offene Markt von A. Niemeyer geben
ein ebenso heiteres, wie reiches Bild der Töpferei und Glasfabrikation, vom bescheidenen
Alltagsgerät bis zum kostbarsten Luxusgeschirr. Der Halle gliedert sich eine Übersicht
über die Tätigkeit staatlicher und städtischer Fachschulen an. Halle III repräsentiert die
bayerische Textilindustrie und einschlägige Zweige, wie Bekleidung, Sport und anderes.
Halle IV, Musik, Graphik, Buchkunst, Buchverlag. Halle V, Möbel, den verschiedensten
Anforderungen im Zweck und Geschmack entsprechend. Die Halle VI schließlich ist den
Automobilen, Fahrrädern und Flugmaschinen eingeräumt. Werkstätten bei I-lallelI und in
dem Vergnügungspark der Ausstellung gewähren instruktiven Einblick in mancherlei
künstlerische, gewerbliche und industrielle Betriebe. Schließlich muß es noch als ein
besonders glücklicher Griff der Ausstellungs-
leitung hervorgehoben werden, daß den ein-
zelnen Gruppen kleinere historische Abtei-
lungen eingegliedert wurden, die Vergleichs-
möglichkeiten der älteren gewerblichen und
kunstgewerblichen Tätigkeit Bayerns mit der
heutigen gestatten und Anregungen zu neuem
Schaffen geben. Unter ihnen bieten vor allem
die Keramik, die Metallabteilung und die
kirchliche Kunst ein erfreuliches Bild sowohl
hinsichtlich der Gegenstände selbst als in
ihrer Aufstellung und Anordnung. Besonderes
Verdienst um die historischen Abteilungen
erwarb sich der Direktor des Bayerischen
Nationalmuseums Dr. Hans Stegmann.
Die „Bayerische Gewerbeschau 19m"
neigt sich ihrem Ende zu; am 13. Oktober
schließt sie ihre Tore. Der Besuch war ein
überraschend reger und so steht zu hoffen,
daß auch der Erfolg, in erster Linie der ideelle,
sich glücklich gestalte, günstig für die Produ-
zenten, das heißt für Kunst, Handwerk und
Industrie, günstig aber auch für die Konsumen-
ten, das heißt die breite Masse des Publikums
in der Form einer allgemeinen Hebung des Ge-
schmackes und der Lebensveredlung. H.
ARISER AUSSTELLUNGEN. Die
Pilgerfahrt nach dem großen „Salon des
Artistes Francais" gehört zu dem, was für
Abb. u. Großer Krug mit den Reliefflguren der Sämtliche Bewohner der Stadt Paris aus
heiligen Familie, bezeichnet 117a allen Kreisen zu einer Pflicht geworden ist.