gewisses diskretes Maßhalten, beim Möbel ebensowenig als an den Boi-
serien, Supraporten, Deckenverzierungen. Die durchgängige Vergoldung
aller Teile des Möbels weicht bald dem Weißlack mit Gold, das wird rnit
dem Karmoisin-Seidenbezug die I-Ioffarbe. Aber auch Mahagoni mit
vergoldeten Rocaillen tritt auf, allerdings wohl erst im XIX. Jahrhundert,
wo das Rokoko neben den Empireformen fortwuchert. Möbel nach Art
derer von Meissonier, Cressent, Caffieri sucht man in Österreich vergebens,
die Bronzetechnik ist hier, wenigstens während der Blütezeit des Rokoko,
ganz unentwickelt; erst 1770 sendet Maria Theresia den jungen Dornanöck
nach Paris, um die Bronzevergoldung zu studieren. Auch die Ornamentbild-
hauerei wird erst in der josetinischen Epoche durch den um das Wiener
Kunsthandwerk hochverdienten Domanöck Vater gehoben.
Dagegen ist Boulearbeit und Marketterie schon in der ersten Hälfte
des XVIII. jahrhunderts in Österreich hochentwickelt, wie die Möbel des
Stiftes St. Florian beweisen. Zu besonderer Wirkung erhebt sich das Maria
Theresianische Möbel in seinen schlicht bürgerlichen Formen, in denen
Materialstil, Konstruktion, Zweckbestimmung und Technik, vor allem auch
die Marketterie wahre Triumphe feiern und vorbildlich werden.
Vier jahre nach Maria
Theresias Thronbesteigung,
in den Tagen der allerersten
Sorgen, wird die 1718 von dem
niederländischen Hoikriegs-
agenten Du Paquier als Pri-
vatanstalt begründete Wiener
Porzellanfabrik in die staatli-
cheVerwaltungübernommenf
Wie die Regierung der Kaiserin
währt auch die erste Epoche
der Fabrik als Staatsanstalt
vier Dezennien. Technisch,
durch Verbesserung der Masse
in Farbe, Glanz und Glätte,
wirtschaftlich durch Ausnut-
zung der infolge des Darnieder-
liegens der Meißener Fabrik
während des Siebenjährigen
Krieges günstigen Konjunktur,
künstlerisch durch Heranzie-
hung und I-Ieranbildung tüch-
tiger Kräfte hob sich unter dem
" Vgl. Josef Folnesics und E. W.
Brauniüeschichte der k. k. Wiener Porzellan-
Fassadendetail vom ungarischen Ministerium, Wien YIIIIYIVÜSkKUYYLWüYIIlQIW-I