K. k. Auganen in Wien, links das Lusthaus Kaiser josefs H. Nach einem gleichzeitigen Stich
Einflusse des weitblickenden Bankopräsidenten Grafen Rudolf Chotek die
Fabrik bis 1761 derart, daß sie aktiv wurde. Die Unterstellung unter das
Handelsamt (I 765), welches die Waren der Fabrik von allen Maut- und Zoll-
gebühren im Inlandverkehr befreite, während die ausländische Konkurrenz
hoch besteuert wurde, ferner die Förderung der Händler, die Errichtung
von Niederlagen in den Kronländern und vor allem auch die Hebung des
Handelsverkehrs nach der Levante haben in der letzten Regierungszeit
Maria Theresias der Fabrik die materielle Grundlage zu weiterer kraftvoller
Ausgestaltung ihres Absatzgebietes und damit ihrer Leistungsfähigkeit
gegeben. Kurz nach der Übernahme der Manufaktur in die Staatsregie zeigt
sich in ihren Formen und im Dekor deutlich der Wandel des Stils von der
Barocke zum Rokoko. Die Vorlagen und Muster werden abwechslungsreicher,
Niedermayer beeinflußt die Formgebung, an Stelle des Laub- und Bandel-
werks treten Landschaften und Mosaikmusterungen, an Stelle der Schwarz-
lotmalereien „die gesäten Blümel"; der chinesische Charakter tritt zurück,
der Rocailledekor wird herrschend. Französische Stiche vermitteln für die
figuralen Darstellungen galante Szenen statt der mythologischen; Künstler,
wie der Meißner Modelleur Ludwig Lück und Phil. Ernst Schindler (seit 1780
in Wien), letzterer ein guter Porträtist, berühmt durch seine Tabatieren mit
reizvollen Figuralen Szenen, gewinnen bedeutenden Einfluß. Die Blumen-
malerei wird durch viele treffliche Künstler gepflegt, an deren Spitze Joh.
Drechsler steht. Schon in den sechziger ]ahren tritt in der Figurenmalerei
an die Stelle der bisherigen Zierlichkeit eine tiottere Darstellungsweise, die
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