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umfassen und den Titel „Akademie der schönen Künste und der schönen
Wissenschaften" führen sollte. Man sieht, Kaunitz greift den schon von
Karl VI. gehegten Plan der Errichtung einer wissenschaftlich-praktischen
Sozietät auf, für welche damals Leibniz hätte gewonnen werden sollen.
Unter die schönen Wissenschaften begreift Kaunitz vor allem die Wissen-
schaft von den griechischen und römischen Altertümern.
In diesen Zusammenhang müssen wir die erwähnten Verhandlungen
mit Klopstock, Lessing und Winckelmann bringen, wozu noch Verhand-
lungen mit Sulzer und Garve kamen. Der weitausschauende, wohl auch uto-
pische Plan des Fürsten, eine einheitliche Akademie der Wissenschaften und
Künste zu schaffen, gelangt auch jetzt nicht zur Ausführung, aber die Tendenz,
die ihm zugrunde liegt, ist ja bezeichnend genug, und sie führt wenigstens
zur Vereinigung der bestehenden Kunstschulen, der Maler-, Bildhauer-,
Kupferstecherakade-
mie mit der Erzver-
schneider- und der
Manufakturschule.
Kaunitz übernimmt
das Protektorat und
ernennt Sonnenfels
zum Sekretär. Her-
vorragende Männer
der Kunst und Wis-
senschaft und des
Adels werden in den
akademischen Rat
berufen, wieBirken-
stock, der Bildhauer
Beyer, dessen künst-
lerischen Einfiuß wir
in seinen klassizisti-
schen Plastiken von
Schönbrunn erken-
nen. Und diesem
Kreise tritt als Mä-
zen und Ratgeber
Herzog Albert von
Sachsen-Teschen
nahe, der Gründer
der Albertina, ein
sittlich hochstehen,
der, feingebildeter
Mann mit freier? Fassade des Bibliotheksgebäudes im Stift Strahov, Prag. Von Palliardi
weitem Blicke, seit 178a bis 1190