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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 10)

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nachzuahmen versucht wird. Vor allem aber tritt in der Architektur die 
Konstruktiomwelche dasRok0ko durch ein ungezügelt freies Spiel der Deko- 
ration zurückgedrängt und verdeckt hatte, wieder in ihre Rechte ein und 
prägte dem architektonischen Bilde nach außen und innen ihren Stempel 
auf. Die Tektonik, die Lehre von den Gesetzen der tragenden und getra- 
genen Glieder in der Raumgestal- 
tung, wird wieder erkannt und 
befolgt, die reizvoll willkürliche 
Asymmetrie der Rokokolinien- 
führung verworfen und durch 
immer strenger werdende architek- 
tonische Symmetrie ersetzt, wel- 
che ja schon in der italienischen 
Renaissance begonnen hatte und, 
von Spätbarocke und Rokoko in 
ihrem Siegeslaufe unterbrochen, 
im Empire ihre größten Triumphe 
feiert. Allmählich wird die ganze 
Formenwelt der Antike wieder 
lebendig und es zeigt sich aufs 
neue jener natürliche Stim- 
mungswechsel der Stilentwick- 
lung, die sich stets in Wellenbe- 
wegungen vollzieht. 
Schon der Triumphbogen, 
welcher in Innsbruck bei der Ver- 
mählung des späteren Kaisers 
Leopold II. mit der Infantin Maria 
Ludovika I765 zum Einzug Maria 
Theresias und Franz I. vom Militär- 
ingenieur Walter, der auch die 
Innsbrucker Residenz umgestaltet 
hat, errichtet und von Hagenauer 
und Balthasar Moll mit Plasti- 
ken geschmückt wurde, weist die 
klassizistische Verwertung römi- 
scher Triumphbogenmotive auf. Den Wechsel der Kunstgesinnungen, 
das Nebeneinander von Rokoko und romantischem Klassizismus zeigen 
aufs deutlichste die späteren Bauten von Schönbrunn, wo Hohen- 
berg, der schon an der Vollendung des Parkes beteiligt war, aus 
jener Ruinenstimmung heraus die eigentümliche Schöpfung der Schön- 
brunner Ruine hervorruft, die einen zerstörten antiken Tempel darstellen 
soll, und 1775 in der Gloriette dem Parke einen architektonischen 
Abschluß gibt, der uns den Joseiinischen Stil in dem scharf betonten 
Fabius Cunctator von Hagenauer im Parke des kaiser- 
lichen Lustschlosses Schönbrunn
	        
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