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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 10)

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Auch der Adel hat sich schon im letzten Viertel des XVII. und im ersten 
Viertel des XVIII. Jahrhunderts seine prunkvollen Paläste in der Inneren 
Stadt und seine schönen Sommersitze in den Vororten erbauen lassen; sie 
sind ja das lebendigste Zeugnis des geistigen, künstlerischen und materiellen 
Aufschwunges Wiens nach der Befreiung der Stadt von den Türken. Unter 
dem Wenigen, was in den achtziger Jahren an Adelspalästen in der Inneren 
Stadt geschaffen worden ist, ragt das Palais des Grafen Moritz Fries (Palla- 
vicini) hervor, welches von Hohenberg 1782 bis 1784 erbaut und von Zauner 
mit den berühmten Karyatiden geschmückt worden ist. Auch das ungarische 
Ministerium in der Bankgasse, welches in den achtziger Jahren umgebaut 
wurde, zeigt eine eigentümliche Mischung des Josefinischen Stiles mit 
Barocke und Rokoko. 
Vor allem aber erweitert und verändert sich das Wiener Stadtbild durch 
die Ausgestaltung der Leopoldstadt, durch die Eröffnung des Praters x765 
und die des Augartens 1775. Hier erbaut sich Kaiser Josef, entfernt von der 
alten Favorita (Augartenpalais), deren ursprüngliche von den Türken zer- 
störte Anlage Josef I. neu erstehen ließ, im Südostwinkel des Gartens nach 
eigenem Entwurfe das schmuck- 
lose Sommerhäuschen, wo er 
1781 den nachmaligen Zaren 
Paul I. und 1782 Papst Pius" VI. 
empfing und wo im selben Jahre 
Mozart auf dem uns noch er- 
haltenen Spinett des Kaisers vor 
diesem seine berühmten Mor- 
genkonzerte gab. Die Eröffnung 
des Augartens wirkt auch auf 
dessen Umgebung ein, indem 
daselbst allmählich zahlreiche 
I-Iäuser entstanden, welche den 
Barockcharakter der Altwiener 
Profanarchitektur völlig ab- 
gestreift haben. 
Mehr noch aber hat die, 
wie erwähnt, schon zehn Jahre 
vorher erfolgte Eröffnung des 
Praters die Errichtung neuer 
Bauwerke gefördert. Im Prater 
selbst entstehen nicht nur viele 
jener Buden, I-Iütten und Cafes, , 
die zum Teil bis vor kurzer Zeit J . '- -- 1- 
aufrecht blieben, sondern es 
wird in der heutigen Haupt- 
allee links vom Eingange vom Portal der ehemaligen Alserkaseme 
 
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