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Volltext: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts : ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung, Band 2: Hochbau und Architektur, Plastik und Kunstsammlungen

Städtische Verwaltungsgebäude. 
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des wegen Aufstandes verbannten Ottos, Heimos Bruder, mit der Kapelle, den Stiftungen und 
allem, was dazu gehörte, zu ihrer freien, unbeschränkten Benützung. Dasselbe hatte seine Haupt 
front in der Salvatorgasse und stand in der ehemaligen Judenstadt, welche durch Tore und 
Mauern vom bürgerlichen Teile 
der Stadt strenge abgegrenzt 
war. Diese Lage änderte sich 
erst im Jahre 1422 durch die 
unter Herzog Albrecht V. er 
folgte Ausweisung der Juden, 
worauf das Ghetto dem allge 
meinen Verkehr eröffnet wurde. 
Die Häuser der nächsten Um 
gebung wurden von der Ge 
meinde nach Bedarf erworben, 
aber erst im Jahre 1842 gelangte 
die ganze Fläche des gegen 
wärtigen alten Rathauses in den 
Besitz der Gemeinde. Wie aus 
einem Kupferstich aus dem Abb. 249. Altes Rathaus, I., Wippltngerstraße. Ebenerd. 1:1000. 
Jahre 1671 zu ersehen ist, war 
das ursprüngliche Aussehen des Rathauses ein sehr einfaches. Erst als nach Ablauf der Türken 
kriege die Baukunst sich wieder zu entwickeln begann, hielt es auch der Stadtrat für seine 
Pflicht, für die Verschönerung des Rathauses etwas zu tun, und unter der Leitung des Unter 
kämmerers Georg Altschaffer wurde im Anfang des 18. Jahrhunderts die gegenwärtige barocke 
Fassade gegen die Wipplingerstraße hergestellt. Zu derselben Zeit wurden auch größere 
Adaptierungen vorgenommen. Die gegenwärtig noch bestehende eiserne Baikonbrüstung im 
ersten Stocke mit den reichen Ornamenten, für welche der Stadtrat 460 Gulden bezahlte, 
ist das Werk des Schlossermeisters Simon Vogl aus dem Jahre 1725. Im Jahre 1741 wurde 
am Quertrakte ein Auslaufbrunnen errichtet und durch 
den kaiserlichen Kammerbildhauer Raphael Donner mit 
dem in Blei gegossenen und in einen vergoldeten Rahmen 
gestellten Basrelief: Perseus befreit die an einen Felsen 
gefesselte Andromeda (2'634 m hoch und P580m breit), 
geschmückt (siehe: Brunnen). 
Um dem herrschenden Platzmangel abzuhelfen, wurde 
im Jahre 1820 das anstoßende Haus „zur goldenen 
Muschel“ und im Jahre 1842 das Haus „zum roten Stiefel“ 
umgebaut und in die Area des Rathauses einbezogen, 
wodurch der Grundriß seine heutige Gestalt erhielt. Zur 
letzteren Zeit wurde auf den rückwärtigen Trakten ein 
drittes Stockwerk aufgesetzt. In demselben Jahre wurde 
die von dem damals abgebrochenen Taschnerhause Nr. 526 
am Lichtensteg herrührende mittelalterliche Steinskulptur, 
bestehend aus einem Engel, der an Ketten zwei Wappen 
schilder mit dem österreichischen Bindenschild und dem 
Kreuz des Wiener Stadtwappens hält, an der Ecke des 
Rathauses, zwischen der Wipplingerstraße und dem Stoß- 
im-Himmel, angebracht. 
Mit der Vereinigung der Vorstädte und Schaffung 
des neuen Gemeindestatutes im Jahre 1848 wurden im 
Inneren größere Umgestaltungen veranlaßt. Nach den Skiz 
zen des Architekten Ferdinand Fellner wurde der Ratssaal 
des früheren Zivilgerichtes und die daranstoßenden Räume 
im zweiten Stockwerke in den Sitzungssaal umgestaltet. 
Dieser Saal, welcher im Jahre 1853 vollendet wurde, hat 
eine Länge von 23 - 5 m, eine Breite von 11 m und eine 
Höhe von 7 7 m und ist im Barockstile ausgeführt. Die 
Wände sind mit Stukkomarmor verkleidet. Den Plafond Abb. 250. Altes Rathaus, Portal.
	        
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