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ansehnlicher Befestigungsbau auf ebenem Boden. Er ist rund; die Hauptmauer ist nur zu
zwei Dritteln von einer niedrigeren Außenmauer umzogen; der Zwischenraum beider enthält
einen tiefen Graben; der Hauptmauer entlang erheben sich sieben Thürme; der Eingang
ist durch eine Zugbrücke und einen gedeckten Gang geschützt. Der eine Thurm war
früher eine Kapelle, dient aber jetzt den Ortsbewohnern als gemeinsame, mit Eis
gekühlte Speckkammer; ihr Inneres hat ein Kreuzgewölbe mit zwei, durch einen Gurt
getrennte Traveen, dazu Wandmalereien, deren religiöser Gegenstand trotz der schlechten
Erhaltung noch zu erkennen ist. Ähnliche, aber kleinere und einfachere Befestigungen
haben im Kronstädtcr Comitate noch die Kirchencastelle von Neustadt (Kereßtenyfalva),
Zeiden (Feketehalom), Weidenbach (Vidombak), Petersberg (Szent-Peter), Maniersch
(Szäsz-Mozzorös) und Rothbach (Veresmart).
Die Kirchencastelle des Kronstädter Comitats sind bei der Flachheit der Gegend
allgemein Befestigungswerke auf ebenem Boden (Tiefburgen), die im Groß-Kokelbnrger
Comitat auf mehr oder weniger hohen Hügeln stehenden Höhenburgen. Unter diesen steht
das Kirchencastell von Birthälm (Berethalom) voran. Diese Großgemeinde war von
1572 bis 1867 Sitz des evangelischen Bischofs der Sachsen, ihr Kirchencastell entspricht
also der Rolle, die der Ort im religiösen Leben der Sachsen spielte. Es steht ans einem
steilen, Wuchtigen Felshügel und beherrscht die stockhohen Häuser gleich einer ragenden
Burg. Es hat am Fuße des Hügels eine untere und auf dem Gipfel eine obere Mauer, die
mit fünf Thürmen besetzt ist. In der Mitte des inneren Hofes steht die Kirche, vermuthlich
an der Stelle einer Kirche, die älter war als das jetzige Befestigungswerk; sie ist
1500 bis 1524 erbaut, also eines der spätesten gothischen Bauwerke. Sie bildet eine
dreischiffige Halle von fast quadratischer Form (Länge 22, Breite 20'50 Meter); die
Seitenschiffe sind kaum schmäler, als das von ihnen durch drei Paare schwerfälliger
Pfeiler getrennte Mittelschiff; das Chor ist etwas niedriger als das Mittelschiff,
aber übermäßig lang (18 bis 20 Nieter). Ein Thurm ist nicht vorhanden; statt dessen
erhebt sich in der Nähe ein hölzerner Glockenstuhl. So ansehnlich und malerisch das
Befestigungswerk im Ganzen aussieht, so ungünstig ist der Eindruck des Kircheninnern,
dem die unrichtigen Verhältnisse und die unkünstlerische Durchführung schaden. In
demselben Comitat sind noch die Kirchencastelle von Reichesdorf (Riomfalva), Hetzeldorf
(Eczel) und Barathely zu erwähnen.
Hieher gehört ferner das Kirchencastell der einst blühenden Ortschaft Stolzenburg
(Szelindek) im Hermannstädter Comitat, das dank seiner imposanten Lage, Befestigung
und Ausdehnung in der Regel Burg genannt wird. Es steht außerhalb des Ortes auf
einem hohen Hügel; die Befestigung ist im XIV. Jahrhundert entstanden und hat 1765
ihre jetzige Form erhalten; der Bau der im Hofe stehenden gothischen Kirche begann im