eigenartige Hand- und Finger-, Fuß- und Zehenbildung und auch die Falten-
gebung hinzuweisen, um ohne weiteres die gleiche Hand, eben die Friedrich
Pachers, auch auf der Tratzberger Tafel zu erkennen. Freilich wird man
auch nicht gewisse Stilunterschiede übersehen, die sich aus der ZeitdiHerenz
von neun Jahren ergeben und die sich in einer durchwegs weicheren Auf-
fassung und in der weniger harten formalen Ausdrucksweise, so namentlich in
den Haaren, geltend machen.
Nun ergeben sich aber auch die engsten stilistischen Beziehungen
zwischen der Tratzberger Prachttafel und den Tiberiasbildern, die sich
durch die Zusammengehörigkeit derselben zu einem und demselben Altar-
werk genügsam erklären. Am augenfälligsten treten sie in dem Vergleich
des Petruskopfes des Hauptbildes mit jenem des Bildes der Flucht Petri
hervor. Typus, Modellierung, die dicklippige Bildung des kleinen Mundes,
das holzschnitzartige Gekräusel der Haare decken sich vollkommen. Beach-
tenswert erscheint, wie der Künstler dem Ausdruck des Ruhig-Beschaulichen
im Antlitz Petri auf dem Tratzbergbilde das Mienenspiel scheuer Furcht
und Angst auf dem Bilde in Tiberias entgegenstellt. Weniger eng verwandt
Abb. 15. Künstlerinschrift Friedrich Pachers auf der Rückseite des Bildes der Taufe Christi in Freising
scheint der Kopf des Paulus von Tratzberg mit jenen auf den F lügelbildern,
zumal der Meister hier den Typus etwas variiert, wie ein Vergleich der
langgezogenen Hängenase Pauli auf der Szene des Abschieds der Apostel
mit der norrnaleren Nasenbildung auf dem Ananiasbilde erkennen läßt.
Um so überzeugender aber wirkt die Ähnlichkeit des Tratzberger Paulus-
kopfes in seiner schrägen Unteransicht - mit dem geraden Nasenrücken,
der Hiehenden Stirn, den starken Backenknochen -- mit dem Kopfe des
Apostels im Schiffe auf dem Bilde des Zweifels Petri. Hier erscheint der
eine Kopf als das unmittelbare Spiegelbild des andern.
Es ergeben sich aber auch direkte Beziehungen der Tiberiasbilder zu
dem Freisinger Bilde der Taufe Christi, so durch die allgemeine Ähnlichkeit in
der Auffassung des johanneskopfes einerseits und des Kopfes Petri im Schiffe
andrerseits, dann in den Einzelheiten an diesen Köpfen, wie in der Ohr- und
Halsbildung, in den beiden Querfalten an den Nasenwurzeln, ferner in der
verwandten Finger- und Zehenbildung, in der starken Betonung der beiden
durch einen tiefen Kanal getrennten Handballen und anderes mehr. Für die
knitterige Faltengebung der Tiberiasbilder, die auf dem Bilde der Enthauptung
am schärfsten ausgeprägt ist, bietet sich in dem Gewande Johannes des Täu-
fers in Freising dieselbe einwandfreie Parallele wie auf der Tratzberger
Repräsentationstafel. Unverkennbar aber spricht auch die Auffassung der
Landschaft in dem Tiberiaszyklus für die Hand des Meisters der Freisinger