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DIE AUSSTELLUNG FÜR KIRCHLICHE
KUNST IN WIEN, 1912 Sie VON MORIZ DRE-
GER-WIEN St-
IE Idee dieser Ausstellung ist vor einigen Jahren ent-
standen. als die österreichische Künstlerschaft
trotz des Entgegenkommens der Regierung durch
äußere Umstände verhindert war, an der Aus-
stellung für religiöse Kunst in Düsseldorf teilzu-
nehmen; es konnte damals nur die retrospektive
Abteilung von Österreich aus beschickt werden.
Die tatkräftige Unterstützung durch Seiner Ma-
jestät hohes Obersthofmeisteramt, das auf Vor-
schlag des Kuratoriums des k. k. Österreichi-
schen Museums aus dem I-Ioftiteltaxfonds größere
Mittel zur Verfügung stellte, durch das k. k. Ministerium für Kultus
und Unterricht, durch das k. k. Ministerium für öffentliche Arbeiten, die
Gemeinde Wien und nicht zum wenigsten durch hohe kirchliche Kreise
haben jetzt aber die Durchführung des Gedankens in Wien ermöglicht.
Von besonderem Werte war auch die Förderung, die Seine Eminenz der
Kardinal Fürsterzbischof von Wien, Dr. Franz X. Nagl, durch Übernahme
des Protektorates und sonst vielfach der Veranstaltung angedeihen ließ.
Wir wollen den Leser hier aber nicht mit der Schilderung dessen auf-
halten, was an Vorbereitungen getroffen werden mußte, sondern kurz das
vorführen, was er selbst noch mit eigenen Augen oder durch die Berichte
anderer zu kontrollieren vermag, falls er die Ausstellung nicht schon gesehen
haben sollte.
Allerdings wollen wir das eine nicht verhehlen, daß in mancher Be-
ziehung die vorbereitenden Arbeiten vielleicht noch wichtiger waren als
die endgültige Vorführung selbst; denn gerade bei den Vorbereitungen wurde
am meisten gelernt und manches Samenkorn ausgestreut, das erst in Zukunft
reifen wird.
Für die Ausstellung war dem Komitee durch den Direktor des k. k.
Österreichischen Museums mit Zustimmung des Kuratoriums und des k. k.
Ministeriums für öffentliche Arbeiten das untere I-Iauptgeschoß des Museums-
zubaues zugewiesen worden.
Im Oberlichtraum mußten schon aus äußeren Gründen mehrere Haupt-
Stücke der Ausstellung vereinigt werden; denn nur dieser Raum hat einiger-
maßen genügende I-Iöhe. Allerdings reichte auch sie nicht hin, das größte
Stück, die Altarwand für die I-Ieiligengeist-Kirche zu Ottakring, in ihrer vollen
Höhe und in ganz entsprechender Aufstellung zu bringen (Abb. auf Seite 612).
Man mußte oben auf einen Streifen von ungefähr einem halben Meter Höhe
verzichten. Auch käme in der Kirche die ganze Anlage etwas höher zu
stehen, da unter der Plattform eine ziemlich hoch emporragende Krypta