Aus der Galerie Arnot ist zu berichten, daß sie einem jungen Ungarn (R. Kiss,
Budapest) Gelegenheit gab, sein Temperament und seinen Eifer zu zeigen, guten Werken
nahe zu kommen, während einige Werke von Gourdault (Paris) die Routine und den Farben-
geschmack eines Künstlers zeigen, der das Glück hat, in der Metropole der Malerei
zu arbeiten. Wenn in Paris auch alle andern Künste und Kunstbestrebungen zur Stagnation
kamen, die Malerei zehrt doch von den besten Traditionen und scham immer wieder
neue und interessante Anschauungen und Fähigkeiten ans Tageslicht; leider kommen
gerade die impulsivsten Werke fast nie nach Wien; wir müssen uns mit modernem Mittel-
gut oder versprengten älteren Werken begnügen.
KLEINE NACHRICHTEN 5h
ERLINER CHRÜNIK. Die Ausstellung der Galerie der Moden in Friedmann
Webers Salons ist zu einer der interessantesten Veranstaltungen dieses so anregungs-
reichen Hauses geworden.
Sie hält sich ganz vom Gewerbe- und Industriemäßigen fern und erfüllt den Ehrgeiz
des Kulturschauspiels. Und das in allerlebendigster Vergegenwärtigung. Die schönen
Räume mit ihren alten und modernen Interieurs geben den Rahmen für die Moden alter
und neuer Zeit.
Die Folge der Modekupfer der Vergangenheit hängt an den Wänden und wirkt wie
die Sammlung eines Amateurs. Und da diese Blätter, vor allem durch die sprechenden
Impressionen Gavarnis von der gehenden und sitzenden Pariserin, durch die hauchig
zart illuminierten Miniaturen aus dem journal des Dames et de la Mode, künstlerisch
die feinsten Reize haben, ergibt die Schaustellung zugleich schmückende Raumwirkung. Die
freispielende Regie Ernst Friedmanns hat mit glücklicher Vermeidung aller Panoptikum-
Genres dazu Figurinen gestellt in der Tracht der letzten hundert Jahre. Und in den
Zimmern von moderner dekorativer Kunst, in dem zärtlich blumigen Boudoir von Walser,
in Friedmanns Toilettengemach mit den kornblumenblauen sachetgeüitterten Schränken
sieht man das Neueste vom Eitelkeitsmarkt. Und das Charakteristische der letzten Mode
ist die Nuance des geraHten und drapierten Überkleides. Ein gewisser Portierenstil mit
Fangschnüren, Bommeln und Troddeln herrscht. Silber- und goldgeäderte Moires werden
dazu verwendet mit durchbrochenen Gitterbahnen, auch Netztüll, der in spiraligen
Schlängellinien mit farbigen Glasperlen benäht ist. Die Haltung aber bleibt schlank und
schmaliiießend, und darin liegt die Variation des schon früher, in den sechziger jahren in
Geltung gewesenen Drapierungsstils. Damals trat er mit seinen Volants, Lambrequins und
hoch aufgenommenen Vorhangfalten in Begleitung der voluminösen Reifrockarchitekturen
auf, heute erscheint er auf die „Linie" transponiert.
Freie artistische Modephantasien sieht man in dem Sonderraum der Wiener Werk-
stätte. Der Architekt Nechansky hat ihn komponiert mit seinen auf weißem Grund
schwarzstreiiigen Wänden, den schwarzen Vorhängen mit weißen Karos, den schmalen,
raumgliedernden Vitrinen. Mäntel und Stoffstücke liegen hier, deren Dekor durch Hand-
druck mit dem geschnittenen Holzmodel bewirkt wurde.
Weiße Seide ist mit schwarzen Längsstreifen und querlinigen Schraffierungen
gezeichnet und darüber breitet sich ausgestreut aus dem hellen Untergrund ausgespart
Blättergezweig. Weißer Pelzbesatz verstärkt noch den weichiiedrigen Eindruck.
Dann der Mantel in den pikanten l-lerbstwald- und Pilztönen gelb- und braunblättrig,
mit Vogelbeerrot punktiert. Dazu passend das khakifarbene Barett mit der Musterung
brauner Ahornblätter.
Zu Stilleben von subtilem Farbentakt hat diese Stücke der Architekt Wimmer in den
Vitrinen angeordnet; mit ihnen vereinen sich Porzellanfigurinen, Silberkassetten auf