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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 11)

hunde von Bouchard (Bronzegruppe) sowie die verschiedenen Tiere in Bronze von 
Bugatti sind angenehme Kunstgegenstände. Eine gefällige Statuette eines jungen Mädchens 
ist von Andreotti, eine hübsche lebendige Frauenbüste von Halou. Mit viel Geduld würde 
man vielleicht noch manches Sehenswerte entdecken, aber das Suchen in den vielen 
Räumen, Galerien und mehr oder weniger entlegenen Winkeln ist keine leichte Aufgabe. 
Von Meister Troubetzkoi kündigt der Katalog fünf Nummern an: Porträts des Malers 
Rietti, der Fürstin Galitzin, Gabriele d'Annunzios und der Madame Harte. 
Die meisten Enttäuschungen erfährt der Besucher bezüglich der Malerei. Hier 
gibt es einen solchen Überfluß von Patzereien, daß man sich frägt, wozu denn eigent- 
lich eine Jury des Salon d'Automne besteht? Es ist unfaßlich, daß eine aus Künstlern 
bestehende Richtergruppe bezüglich der Aufnahme kein strengeres Urteil übt. Es wäre 
denn, daß, wie man behauptet, die Bilder vor der Aufnahme überhaupt nicht angesehen 
werden. 
Einen tröstlichen Eindruck empfindet man beim Anblick der allegorischen Tür- 
dekoration von Pierre Leon Dusouchet, genannt „Die Leiden und die Freuden". 
Erfrischend wie eine Oase in der Wüste wirkt auch die große prachtvolle Landschaft von 
jules Flandrin „Ausblick auf das Tal der Isere". Der Australier Phillip Fox ist auch noch 
lobend hervorzuheben. Seine Aktstudie im Grünen ist ein sonniges, lebendiges Bild. Emile 
Gaudissard nimmt einen ganzen Saal ein. Es ist eine blasse, ziemlich langweilige Wand- 
dekoration für eine Villa in Algier, allegorische, süßlich sentimentale Figuren, welche in 
der Ausführung an die Arbeiten von Maurice Denis erinnern. Die konservative Kritik ist 
des Lobes voll über Gaudissard. 
Ein Trypticl-ion, drei dekorative Panneaux, von Enckell-Magnus heißt „Der Schwur". 
Das Mittelstück stellt drei nackte Jünglingsfiguren in einem fahlen, geisterhaften Morgen- 
licht dar. Diese Komposition ist von schwungvoller Zeichnung und interessant in der Farbe. 
Eine sehr talentvolle Leistung ist die Speisezimmerdekoration, „Le Repos" genannt, 
von Charlotte Chauchet-Guillere. Es liegt darin ein Anklang an die Kunst des großen 
l-lenri Martin. 
Dignimont stellt zwei kräftig gestrichene gute Bilder aus. Die kleinen Ballettratten 
bei der Toilette von Alluaud ragen aus dem Chaos der Mittelmäßigkeit hervor. Erwähnens- 
wert sind auch noch zwei Bilder von Johannes Maks; dieselben bestehen zwar in der 
Nähe besehen nur aus lauter großen viereckigen Farbenklecksen, entwickeln sich aber zu 
einer lebensfrischen künstlerischen Darstellung, wenn man sie von der richtigen Ent- 
fernung aus betrachtet. 
Es wäre ungerecht, nicht wenigstens einige Arbeiten von den wirklich guten Land- 
schaftsmalern zu nennen: zum Beispiel den „0ktobermorgen" von Charles Frechen, die 
Bilder von Emile Boggio, Moritz Melzer, Louis Mion, Robert Bonlils und Gustave Jaulmes. 
Von den Bildern, über die sich das Publikum entsetzt und lacht, will ich weiter 
keine eingehenderen Beschreibungen versuchen. Der Saal der „Kubisterw weist heuer 
etwas grellere Farben auf. Manche dieser Bilder, welche (man ahnt nicht weshalb) mit 
Namen wie: Mutterliebe, die Quelle, der Tanz, betitelt sind, ließen sich eventuell als 
Motive für Tapetenmuster verwenden, so die recht schwungvolle Fuge in zwei Farben 
von Kupka. 
Viel ärger noch als die kubistische und futuristische Malerei wirkt dieselbe Tendenz 
in der Bildhauerei. Die „Familiengruppe", ein Knäuel von verschiedenen, entsetzlich ver- 
schrobenen Gestalten, ist geradezu anwidernd. Dieses Werk verdanken wir dem russischen 
Bildhauer Archipenko, der sich bereits in der Ausstellung der „Independants" unangenehm 
bemerkbar machte. Wie ein Hohn klingt auch die Bezeichnung: „Ensemble decoratif" für 
die sieben schrecklich in die Länge gezerrten Frauenköpfe von Modigliani. Humorvoll in 
der Auffassung ist das „Urteil des Paris" in kubisüscher Manier von Paul Vera. 
Der Salon d'Automne bereichert sich diesmal noch durch eine retrospektive 
Abteilung: „Porträts des XIX. Jahrhunderts". Es ist dies keineswegs eine Auswahl des
	        
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