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von Adersbach und Wekelsdorf, sowie das Sterngebirge weit bekannt und viel
besucht. Hier gestaltet der Sandstein jene grotesken Gebilde, welche von den Touristen oft
hundertmal mehr bewundert werden als die Natnrkräfte, welche hier unablässig zersprengen,
zerbröckeln, zersetzen und zerstören. Der Znckerhut und der Bürgermeister von Adersbach,
der Dom und das Amphitheater von Wekelsdorf werden ebenso angestaunt wie der ver
steinerte Wald von Radowenz, der freilich einen anderen Ursprung hat. Adersbach hat
einen alten Ruf und Joseph II. vergaß nicht, in seinem Tagebuch anzumerken, daß bei
Adersbach die sonderbarsten Steinfelsen zu sehen sind. Die Wekelsdorfer Felsenstadt ist
erst in unserm Jahrhundert bekannt geworden. Wichtigere Ortschaften sind Adersbach,
Oberwekelsdorf, Unterwekelsdorf, Starkstadt und Pölitz.
Die Felsenstadt bei dem Sternkirchlein trennt das Politzer Gebiet vom Brannaner
Ländchen, welches, etwa drei Stunden lang und zwei Stunden breit, schon durch viele
Jahrhunderte ein Besitzthum der Benedictiner war. Der Name stammt von der Farbe des
Bodens. Die Stadt Braunau liegt sammt dem Stift hoch über der Steine. Die Fresken
Schefflers, die alte Holzkirche unserer lieben Frau vor der Stadt sind sehenswertst. Wo
ein Fußpfad im Ländchen über ein Wässerlein führt, dort liegt wohl auch ein Todtenbret.
Das Meteor von Braunau wird viel erwähnt. Namhafte Ortschaften sind Hermsdors,
Märzdorf, Schönau, Rosenthal und Halbstadt.
Südlich von Pölitz liegtim Mettauthal die ansehnliche Stadt Nachod sammt einem
imposanten Schlosse. Auch die zweithürmige Kirche ist beachtenswerth. Der Paß, welcher
von Nachod über das Gebirge nach Neinerz führt, hat in vielen Kriegen eine Rolle
gespielt, auch im Jahre 1866, und schon Joseph II. hatte 1780 zum Schutz desselben an
Stelle des Dorfes Pleß die nunmehr aufgelassene Festung Josephstadt erbaut.
Zwischen dem Riesengebirge und der Elbe bei Altbunzlau breitet sich der nordöstliche
Theil des böhmischen Binnenlandes aus, „im Lande", wie das Volk zu sagen pflegt. Wir
könnten von einem Flachlande sprechen, aber doch nur mit Vorbehalt. Wir finden hier
ja den Kozakow (743 Meter) mit seinen Edelsteinen, von denen das uralte Sprichwort
stammt, daß mancher Bauer nach seiner Kuh mit einem Steine wirft, welcher mehr Werth
ist als die Kuh selber. Wir finden hier ferner die Sandsteinwände und Felsenstädtchen
zwischen Münchengrätz, Jicln und Sobotka. Die Burgruine Waldstein ist bekannt, wie
auch das hochgelegene Schloß Großskal und die zweigipflige Burgruine Trosky, welche,
von welcher Seite man sie auch sehen mag, dem Auge höchst pittoresk erscheint. In den
Prachower Sandsteinklüften mag dem Wanderer Wohl der Kaisergang und Malochs
Aussicht am besten gefallen. Noch zahlreiche Höhen wären zu nennen, viele davon mit
Burgen gekrönt, so der kuppelförmige Tabor (682 Meter), die Ruinen Bradletz und
Kumburg, der Welischberg, die zinnen- und thurmreiche Burg Kost mit alter Glasmalerei,