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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 12)

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hungskraft solche Veranstal- 
tungen auf alle Kreise der ein- 
heimischen Bevölkerung und 
des Fremdenstroms bilden und 
daraus ihren Wert für die He- 
bung des guten Geschmackes 
erkennen und welche soziale 
Bedeutung ihnen innewohnt. 
Je abgerundeter die Vor- 
führung, je vollständiger der 
Zusammenhang zwischen der 
Raumbildung, dem Gerät, den 
Trachten dargestellt ist, desto 
deutlicher ist auch der Einfiuß 
des Zweckes, der Benützbar- 
keit auf die künstlerische Form 
demonstriert, desto anregender 
wirken die Sammlungen, desto 
eifriger werden sie besucht 
und benützt. Der Nachahmung 
höher stehender und unerreichbarer Leistungen kann am besten gesteuert 
werden, wenn man die hohe Qualität solcher Arbeiten sinnfällig in die 
Erscheinung treten läßt, die mit einfachen Hilfsmitteln durch handwerk- 
liche Tüchtigkeit, zweckmäßige Gestaltung, geschmackvolle Raumgliederung 
erreichbar ist. Die meisten Menschen bedürfen solcher sinnfälliger Vor- 
führungen, um überzeugt zu werden. Zeichnungen und andere graphische 
Darstellungen, auch das Lichtbild, vermögen in der Regel nur Eingeweihten 
und Erfahrenen zu nützen. 
Es ist sicherlich kein Zufall, daß die Neubelebung der kunstgewerblichen 
Betätigung am frühesten und erfolgreichsten dort eingesetzt hat, wo das 
Interesse für das Volkstum und seine künstlerische Betätigung am inten- 
sivsten war. Der europäische Norden ist nicht nur in der Aufsammlung und 
wirksamen Anordnung seiner volkstümlichen Kunstschätze vorbildlich, er 
ist auch durch seine Impulse in der Richtung einer Neubelebung des Kunst- 
gewerbes führend gewesen. 
Geradeso wie die Briten in der Zeit der Neubelebung ihrer Kunst dem 
Studium der heimischen Ausdrucksformen starke Anregungen verdankten, 
haben auch die skandinavischen Völker aus dem Anschluß an nationale 
Überlieferungen Hilfsquellen geschaffen, die ihre eigenartige Stellung kenn- 
zeichnen. Es gelang ihnen, der altertümelnden nachahmenden Tendenz 
auszuweichen und ihrer Gegenwartskunst doch so viel Leben aus ihrer 
Vergangenheit zuzuführen, daß man die nationale Eigenart in ihren Werken 
mit Freude empfindet. 
 
Tondern, Kleinbürgerhäuser (Sauermann)
	        
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