Nische herzustellen, in welche seine Gestalten voll hineingesetzt sind.
Schombergs Nische ist viel weniger reich ausgeführt als diejenige des
Kaisers, doch ist das Grundmotiv der Anordnung bei beiden das gleiche
und dort sogar in einer einfacheren, doch klareren Weise verwirklicht
als hier.
Es ist sehr wahrscheinlich, daß wir im Grabmal des Propstes Schomberg
ein Werk des Nikolaus von Leyen besitzen. Leider kann als Vergleichs-
material nur die Wiener Grabplatte beigezogen werden, welche das Ingenium
des Künstlers kaum ungetrübt zu Worte kommen ließ. Doch auch hier ist die
Verwandtschaft unverkennbar. Das Verhältnis der beiden Figuren in ihren
Nischen, der Umriß derselben ist außerordentlich ähnlich. Hier wie dort sind
die Hände in der gleichen energischen Weise modelliert, ebenso die Köpfe.
Besonders fällt die analoge Bildung der langen, tiefen Gesichtsfalten auf.
Nicht nur in der Gesamtauffassung der Gewandung, sondern auch in deren
Einzelheiten treten ähnliche Motive zutage. Besonders charakteristisch
sind die eigentümlich gestalteten, gleichsam zitternden Falten, welche am
Prunkkleid des Kaisers sowie an der groben Kutte des Geistlichen an genau
derselben Stelle erscheinen, wie auch die untersten Partien der langen
Gewänder.
Doch des Kaisers Figur ist ein repräsentatives Idealporträt, diejenige
des Propstes Schomberg ein echtes, schlichtes Bildnis, eine jener Figuren,
die - nach Vöges glücklichem Ausdrucke - zu viel Lebenswärme haben,
um den Eindruck des Gezierten aufkommen zu lassen. Meister Nikolaus
kam im Jahre 1467 nach Wiener-Neustadt. Das Grabmal Schombergs ist
im jahre 1470 entstanden. Das Verhältnis des Propstes zu dem Kaiser ist
bereits erwähnt worden. Auch die äußeren Umstände bestärken uns in jener
Annahme, daß Schomberg den fremden Meister am kaiserlichen Hofe
kennen gelernt und dessen Kunst zur Herstellung des eigenen Grabmales in
Anspruch genommen hat.
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN S9 VON
HARTWIG FISCHEL-WIEN St.
ONKÜRRENZ C. R. Im Kunstsalon Pisko ist eine Reihe von Bildern ausgestellt,
welche das Ergebnis einer Preisausschreibung des wannherzigen Kunstfreundes
Carl Freiherrn von Reininghaus bildet. Der Ausstellung sind einige französische Bilder
aus Privatbesitz eingefügt, die sozusagen die Basis festlegen sollen, auf welcher die
jüngste Malergeneration weiter zu bauen strebt. Courbet, Renoir, Cezanne, Van Gogh,
von denen besonders die beiden letztgenannten eine starke Wirkung ausgeübt haben,
sind durch charakteristische, edle Werke vertreten. Die Einsender gehören vor-
wiegend Richtungen an, die abseits von der breiten Heerstraße liegen, es sind
Suchende, die große Ziele haben, die sie auf neuen Wegen erreichen wollen, ähnlich
wie es einst diese Franzosen mit mehr Erfolg taten. Allerdings sind die meisten Aussteller
noch weit von jedem wirklichen Erreichen. Am stärksten wirkt Anton Feistauer, Wien, durch
kraftvolle Farbe und unmittelbare einfache Wiedergabe des Geschauten; er hat den
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