vollwangig, mit den Parallelfalten
unterm Kinn, auf gedrungenem
Halse aufsitzend! Scheint es nicht,
in all seiner breiten, fast behaglichen
und leise schmunzelnden Bonhom-
mie zu den von nah und fern herbei-
geströmten Andächtigen sagen zu
wollen: Seht, bin ich nicht ein guter
Heiliger, dem ihr euch ohne Angst
anvertrauen könnt und der euch
sicherlich nicht im Stiche lassen
wird? Gläubiges Gottvertrauen
spricht aus dem leicht nach oben
gewendeten Blick, die ganze Ge-
stalt atmet jene sicher in sich ru-
hende Männlichkeit, die Walter von
der Vogelweide als „diu staete"
bezeichnet und als charakteristisch
deutscheMännertugendverherrlicht
hat. Der Künstler hätte diesem po-
pulären Heiligen nicht leicht eine
populärere, vertrauenerweckendere
Gestalt leihen können.
Sollte man es für möglich
halten, daß sich angesichts der
atmenden Lebenswahrheit dieses
sprechenden Kopfes das Bedürfnis
einstellen konnte, seinen Ausdruck
ins Grelle und Drastische zu ver-
stärken? Und doch war dem so;
heute noch leben in Kefermarkt
Leute, die sich aus der Zeit ihrer
Kindheit erinnern können, daß ehe-
demeinedicke,bemalteLederrnaske
das Antlitz des heiligen Wolfgang
umgab, mit grellroten Backen und
so weiter. Stifter hat diese Maske
noch gesehen und schreibt mit be-
rechtigter Entrüstungfk Die Haupt-
figur hat man ganz vergoldet, ihr
ein neues, unaussprechlich gemei-
nes und widrig sinnliches Angesicht
gemacht, und dasselbe mit roter und weißer und mit einem blauen, schön
' A. a. O. S. 16.
Abb. 13. Heiliger Petrus