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Full text: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 1)

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rasierten Barte bemalt." Wenn ihn aber „unabweisbar das Gefühl bitterer 
Verachtung gegen eine Zeit ergreift, die das konnte und zuließ", so wendet 
sich seine Entrüstung an eine falsche Adresse. Denn nicht einer bestimmten 
Stilepoche (er meint die Barocke), sind solche Verballhornungen zuzu- 
schreiben, sondern jenem auch in der „Volkskunst" oft genug zutage 
tretenden volkstümlichen Empfinden, dem die Drastik über alle Schönheit 
geht. Sind doch auch gerade die berühmtesten Wallfahrtsbilder unserer 
Alpenländer nichts weniger als schön zu nennen, lassen aber an drastischer 
Deutlichkeit der Darstellung selten etwas zu wünschen übrig. „Denn bei den 
Bauern muß alles in das Gewicht fallen", sagt einer ihrer feinsten Kenner. x 
 
Abb. 15. Sockel der Petrusstatue 
Der ungemein lebensvolle Ausdruck dieses Kopfes wird nicht in letzter 
Linie mit durch die Bemalung der Augen (weiße Augäpfel, schwarze Pupillen} 
bewirkt, die bei fast allen Figuren des Altars (auch an den Reliefs) wieder- 
kehrt und sich meist mit der roten Färbung der Lippen und hie und 
da eines Gewandsaumes vereinigt. Dies erinnert seltsam an die antike 
Technik, speziell bei Bronzefiguren, wo ja bekanntlich auch vor allem Augen 
und Lippen (durch Emaillierung und Versilberung) in ihrem farbigen Ein- 
druck von der Umgebung scharf geschieden waren. Innerhalb des strengen 
Stiles der Kefermarkter Figuren übt nun das fast unheimliche Leben dieser 
Augen eine merkwürdige Wirkung aus, die in jedem, der Griechenland 
bereist hat, unmittelbar die Erinnerung an verwandte Eindrücke vor 
dem Wagenlenker in Delphi und dem Epheben von Antikythera wachrufen 
muß. Wieder wird man gewahr, welcher mächtigen Wirkungen sich die 
moderne Plastik begibt, die, in gedankenloser Weiterschleppung eines 
Ä lmmermann, nOberhof" II, 3.
	        
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