der Schließe zeigen eine Darstellung der Verkün-
digung in Relief. Unter dem Mantel kommt die
Rechte, im beringten Pontiiikalhandschuh, hervor,
der Daumen ist zwischen die Blätter eines reich
gebundenen Buches gesteckt, zwischen den andern
Fingern wird die gefranste Stola emporgezogen,
so zwar, daß unter und zwischen ihr in jener voll-
kommen ohrmuschelähnlichen Form wieder ein
Stück von der andern Hälfte des Pluviales mit
dem gestickten Bildsaum zum Vorschein kommt,
wie andrerseits neben dem rechten Fuße des
Heiligen ein Stück der Stola über das Pluviale
heraufgezogen und umgelegt ist! Das sind Gewand-
motive von schwerer Pracht und studiertem, fast
ausgeklügeltem Reichtum. Das Emporziehen der
Stola läßt sich damit motivieren, daß damit ein
Halt für den päpstlichen I-Iirtenstab geschaffen
werden sollte, der dem Apostel nicht mehr in die
bereits anderweit beschäftigten Hände gelegt
werden konnte; aber die beiden andern Motive,
besonders die unter der Stola hervorgezogene
Vclute, sind fast unmöglich und überraschen selbst
in dieser Stilepoche durch ihre Kühnheit. Die
Linke Petri hält den mächtigen, reich ausgestatteten
Schlüssel.
Wieder aber ist es der Kopf, der den Blick
von der Bewunderung dieses überreichen Details
abzieht und mit magnetischer Gewalt festhält
(Abb. 14). War das Haupt St. Wolfgangs auf den ..
Eindruck einladender Güte stilisiert, so ist hier alles Abt, ,9_ Enge, in de, Pensm-sche
drängende Energie, loderndes Feuer. Wie fein ist
der alte Typus verwendet: der Petruskopf mit dem kahlen Scheitel, den
flammengleichen Stimlocken und dem kurzen Vollbart, aber wie herrlich ist hier
der Typus individualisiert zu diesem nie genug zu bewundernden Antlitz, das
kindliche Gläubigkeit mit der stürmischen Stoßkraft des streitbaren Mannes
vereint, dem das Schwert locker in der Scheide sitzt! Und wieviel erzählen
diese unvergeßlichen Zügel Hier ist einer, der es sich im Leben hat sauer
werden lassen müssen; die gewölbte breite Stirne ist von langen Furchen
durchzogen, Krähenfüßchen laufen von den äußeren Augenwinkeln aus und
die Wangen sind so abgemagert, daß die Backenknochen und die von den
Nasenflügeln schräg abwärts gehenden Faltenwülste scharf hervorstehen.
Über der Nasenwurzel hat sich jenes Geflecht von Runzeln eingenistet, das
wir an schlichten, geraden Menschen beobachten, denen das Nachdenken
einige Anstrengung bereitet; es ist ein einfacher Fischer, auf den die große
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