trägt er mit kleinen mühsamen Schritten die
göttliche Last ans Ufer hinüber (angedeutet durch
die verfiießenden Wellen und Distelpflanzen am
Boden) und stützt sich dabei auf den knüttelartigen
Baumstamm, den er mit der Rechten umfaßt,
während die erhobene Linke das sitzende und
segnende Christuskind an der Schulter festhält
(Abb. 20). Der Gegenwind bläst seinen Mantel
gegen den Stab und weht das Mäntelchen des
Kindes empor. Die Miene des riesenstarken
Trägers, der das Weltall auf seiner Schulter
lasten Fühlt, drückt die äußerste Erschöpfung aus;
der Kopf sinkt zur Seite,
die Brauen ziehen sich
zusammen, die Lider sen-
ken sich über die Augäpfel,
der Mund ist wie klagend
geöffnet, die von den Nü-
stern auslaufenden Schräg-
falten verschärfen sich,
die Mundwinkel sind herab-
gezogen: ein Dulderkopf
von stilvollstem Realis-
mus. Auch- die Sehnen
des Halses sind ange-
spannt, die Adern schwel-
len an, die Schlüsselbeine
treten stark hervor. Pracht-
voll ist wieder das Haar
behandelt: während es
Engel in dei-Aälirisztäiuhorusnische am nach und
wellig anliegt, fällt es
unter der auffallend zierlich geknüpften Schleife in
reich durchschlungenen GeHechten schwer herab
und beherbergt in seinen tiefen Unterhöhlungen
dunkle Schattenmassen, aus denen das belichtete
Antlitz mit großem malerischen Effekt hervortritt
(Abb. 21).
Die reiche gegenseitige Durchschlingung der
einzelnen Locken ist völlig ornamental empfunden
(wie die sich durchschlingenden Giebel eines spät-
gotischen Baldachins), desgleichen das streng symme-
trische Lockenarrangement über der Nasenwurzel.
_ _ _ Abb. 24. Engel in der Christo-
Ganz wunderbar sind die sichtbar werdenden nackten phorusnische