wird, zeigt eine für jene Stilepoche auffallende
Weichheit und runde Fülle der Formen, von der
freilich bis zum Illusionismus des Kinderkörpers im
Barockstil noch weit ist (Abb. 22).
Der Sockel dieses Standbildes ist auffallender-
weise nicht ligural, sondern mit reich durchbroche-
nem, kräftig aufstrebendem Laubwerk verziert.
Vergleicht man das Ethos der drei großen
Statuen im Schrein, so legt einem die Erinnerung
an viel beschrittene Gedankengänge jener Epoche
die Vermutung nahe, daß hier die wesentlichen
Typen der vier Temperamente zusammenfassend
dargestellt seien. Während die Mittelfigur in ihrem
freundlich-gelassenen Wesen die Lebensstimmun-
gen des Phlegmatikers und des Sanguinikers zu
vereinigen scheint, drückt die Petrusstatue ganz
augenscheinlich das Wesen des Cholerikers, die
Christophorusdarstellung ebenso deutlich das Wesen
des Melancholikers aus. Sollte es ein Zufall sein, daß
die raufenden Buben zu Füßen des Cholerikers,
die musizierenden Engel zu Füßen des Sanguinikers
und die stilisierten Disteln, auf denen der Melancho-
liker wandelt, genau mit dieser Auffassung kon-
gruieren?
Von den Engelknaben, welche die Christo-
phorusstatue Hankieren, scheint der unterste links
eine (verloren gegangene) Laute mit der Linken an
die Brust zu drücken, während die rechte Hand
Abb a6 mm u Griffe macht (Abb. 23). Er steht im Chorrock (mit
„, d„c,'is„,'phc,uf,ische rötlich gestreiftem Kollare) und langem, am Boden
auffallendem Untergewand ruhig da und neigt den
lockigen Kopf mit einem fast schmerzlichen Ausdruck um Mund und Augen
ein wenig zur Seite. (Die Nasenspitze fehlt, die Zehen des rechten Fußes sind
ergänzt.) Ein Meisterstück virtuosester, die Schwierigkeiten spielend überwin-
dender Schnitzarbeit ist diese linke Hand (die polierte rechte scheint ergänzt
zu sein), an der durch das einfache schräge Absetzen der Schnittüächen das
Geäder markiert ist. (Höhe 39' 5 Zentimeter, Augen weiß und schwarz, Lippen
rot bemalt.)
Zu seinen Häupten hat ein Dudelsackpfeifer (Abb. 24) Platz gefunden,
dem die Anstrengung des Blasens, die sich in den geblähten Backen und
den steilen Stirnfältchen über der Nasenwurzel manifestiert, einen beinahe
komischen Ausdruck verleiht. (Höhe 40 Zentimeter, Rücken Bach; Pupillen
schwarz, rote Lippen, Kollare rot gestreift, rötliche Ärmelsäume.) Ein paar
kräftige Züge markieren auch hier die Gewandbehandlung: vom Gürtel und