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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 1)

Jungfrau verharrt. In der Ecke links oben 
wird über stilisierten Wolkensäumen die 
segnende Halbtigur Gottvaters sichtbar, 
gleichsam gestützt von zwei Engeln. Sehr 
wahrscheinlich, daß in dem leeren Raume 
unterhalb der Wolkensäume und zwischen 
den Knien der Engel ehedem die Dar- 
stellung des heiligen Geistes angebracht 
war und im Lauf der Zeiten verloren 
gegangen ist. 
In der Darstellung des Räumlichen 
hat es der Künstler mit der architek- 
tonischen Wahrscheinlichkeit nicht allzu 
genau genommen, darin ein echtes Kind 
seiner Zeit; wieviel architektonische 
Phantastik enthält zum Beispiel selbst 
noch Dürers Marienleben! Die auf profilierten Sockeln 
aufruhenden, in Blattkapitelle endigenden Säulen (deren 
eine diamantiert, die andere mit Spitzblättern umkleidet 
ist) tragen abwechselnd je einen flachen Rund- und einen 
Spitzbogen, die oben mit einem geradlinigen Dachgesims 
abschließen. Während aber die beiden vorderen Bogen 
offen sind, erscheinen die rückwärtigen vermauert und 
mit perspektivisch unmöglichen Fensteröffnungen ver- 
sehen. Die Höhe der vorderen Bogen ist jener der 
Vordergrundtiguren fast adäquat, während die rück- 
wärtigen, nach den Maßen der Fenster, der herein- 
blickenden Figur und so weiter mehrere Stockwerke 
hoch sein müßten. 
 
 
Auf den Kapitellen der drei vorderen Säulchen sind Abb- av- Engel 
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mannliche Gestalten in langen Manteln und mit I-Iuten (m "Ä:  c ' 
angebracht, deren äußerste links sich im Gehen wun- 
derlich vorbeugt und mit niedergeschlagenen Augen ein Spruchband 
hält, wie wir es auch den beiden äußersten Figuren rechts in die Hände 
geben dürfen, so daß die Deutung auf Propheten kaum fehlgehen wird. In 
einem recht vertrackten Kontrapost ist die zweite Gestalt (von links) 
bewegt; sie schreitet scheinbar in den Hintergrund hinein, blickt aber über 
die Schulter nach links zurück, und während der linke Arm nach vorn 
genommen ist, rafft die Rechte im Rücken den Mantel auf. Die Kopftypen 
und der Gewandstil dieser Figürchen erinnern lebhaft an die analogen 
Statuetten im Mittelschrein. 
Von den Bogenzwickeln sind die beiden vordersten mit den Darstel- 
lungen je eines nackten oder nur mit einem nachiiattemden Mäntelchen 
bekleideten Knaben ausgefüllt, die mit Windrädern wie mit Lanzen auf-
	        
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