einander losgehen. i: Als Füllungen der Zwickel des seitlichen Spitzbogens
dienen phantastische Vögel.
Der Raum, innerhalb dessen Maria betet, ist durch eine Art Verschlag
von dem andern Hallenraum abgetrennt; hinten läuft eine Stange quer
durchs Gemach, von der in Ringen ein Vorhang herabhängt, und rechts
grenzt eine zierlich durchbrochene Brüstung diesen innersten Raum ab. Die
entfernteren Hintergrundwände werden durch die bereits
erwähnten
Fenster belebt, von denen die drei unter dem flachen Rundbogen mit Maß-
werk ausgestattet sind. Den beiden äußersten links ist überdies ein Bord
vorgelagert, auf dem ein allerliebstes Stilleben Platz gefunden hat, ein Teller
neben einem zinnernen „Khandl", eine Holzschachtel neben einem Kerzen-
Abb. 31.
Heiliger (zwischen dem mitt-
leren und linken Baldachin)
leuchter. Zu dem rechtsseitigen Fenster, dessen
Holzladen nach innen geöffnet sind, blickt, in beschau-
liche Betrachtung versunken, mit vor der Brust
gekreuzten Armen eine Figur mit orientalisierender
Kopfbedeckung herein; im Hintergrund werden Felsen
und Bäume, ganz oben links auch eine Burg sichtbar.
Um nun auf die Darstellung des Hauptvorganges
in seinen Einzelheiten zurückzukommen, so ist die
kniende Jungfrau außer mit dem Untergewand mit
einem langen Mantel bekleidet, dessen Saum von der
Brust abwärts mit rosettenförmigen Knöpfen besetzt
und dessen gewaltige Schleppe bis an den vorderen
Bildrand vorgezogen ist, wodurch bewirkt wird, daß
die Figur der Jungfrau im Raum „zurückspr-ingt".
(Derselben räumlichen Illusion sollen das schräg
gestellte und geöffnete Betpult, Vorhangstange, Brü-
stung und die übertrieben verkleinerten Fenster dienen.)
Das Gesicht Mariens zeigt ein ausgesprochenes Oval
mit überhoher Stirne und stark vorspringender,
langer, gerader Nase; das schlicht gescheitelte Haupt-
haar fällt in langen geringelten Locken bis zu den
Hüften. Vom Halse hängt an dünnen Schnürchen
ein Lederbeutel herab. Während die rechte Hand
Mariens noch mit dem aufgeschlagenen Erbauungs-
buch beschäftigt ist, drückt die Gebärde der zierlich
entfalteten Linken auf eine sittige Art bescheidenes
Erstaunen aus. Der Gewandstil mit seinen großen
Motiven ist dem der Figuren des Schreines analog.
Hinter der aufgehenden Tür des Gebetpultes, vor
dem Maria kniet, werden auf zwei Brettern liegende
i; Eine ähnliche Darstellung im Maximilianischen Gebetbuch, Folie 14g
(von Hans Dürer), wo die Knaben außerdem runde Filzhüte als Schilde
gebrauchen. In Dürers Marienleben hantieren Engel mit solchen Windridern,
Folio 15 und 20.