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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 1)

klassischen Schöpfungen der deutschen Kunst. In den Reliefs ist wohl 
nur einzelnes von seiner Hand, wie zum Beispiel die genaue stilistische 
Übereinstimmung des Evakopfes im South Kensington Museum mit dem 
lebhaften Kopf des huttragenden Pagen im Heiligendreikönigsrelief beweisen 
möchte; im großen und ganzen kennzeichnen sie sich aber als vortreffliche, 
im Plan von ihm entworfene und in der Ausführung streng überwachte 
Arbeiten seiner Werkstatt. An dem einen oder andern der köstlichen 
Engelknaben im Schrein hat sich seine Hand spielend erholt, und die 
so entstandene Figur hat dann für die andern in der Werkstatt als Modell 
gedient. Bei der Laurentius- und der Stephanusstatue dürften die charakte- 
ristischen Köpfe auf seine Hand zurückzuführen sein, die Giebelfiguren sind 
sämtlich Werkstattarbeiten. 
Zum Schlusse sei noch auf eine Reihe stilistischer Übereinstimmungen 
besonders prägnanter Natur aufmerksam gemacht, die geeignet erscheinen 
dürften, die Beweiskraft der vorstehenden Darlegungen zu verstärken. 
Am Creglinger Altar (Tönnies, Seite 139), am Heiligen Blut-Altar (ebenda 
Seite 11g) und an der dem Creglinger Altar nahestehenden Wandligur des 
Apostels Matthäus in Berlin (Vöge, Seite 97 ff.) sind - eine spezifisch 
Riemenschneidersche Eigentümlichkeit - Gewandsäume mit dekorativ 
wirkenden, meist sinnlos aneinandergereihten Kapitalis verziert. Wir finden 
ebenso rätselhaft geschmückte Rock- und Ärmelsäume am Mohrenkönig 
unseres Anbetungsreliefs. 
Bei den Riemenschneiderschen Madonnen wirkt die Sichel, auf welche 
die I-Iimmelskönigin tritt, fast wie eine Meistersignatur, so häulig bringt er 
sie an;"' sie fehlt denn auch nicht bei unserer Madonna, die überdies auch 
noch, wie Riemenschneiders ,,Rosenkranz-Muttergottes", """ einen Strahlen- 
kranz im Rücken trägt. 
Sehr wesentlich ist die genaue stilistische Übereinstimmung der 
Drachenbildung an unserer Georgsdarstellung mit jener an der Georgs- 
gruppe in Berlin. "Hi" In solchem Beiwerk mehr attributiven Charakters 
piiegten die Meister sich gedankenlos selbst zu kopieren. 
Die schuppenartige Betiederung der Körper der beiden Engel, welche 
an unserem Altar zu Häupten der Madonna die Krone halten, wiederholt 
sich an den beiden Engeln in der Riemenschneiderschen „Beweinung 
Christi" in der Pfarrkirche zu Maidbrunn, der letzten Arbeit des Meisters i, 
und an den zwei schwebenden geflügelten Engeln im Nationalmuseum zu 
München. H- 
Aber genug und übergenug der Beweise. Es dürften schon die vor- 
gebrachten Argumente hinreichen, um den stilistischenNachweis zu erbringen, 
daß der Meister des Keferrnarkter Altars mit Tilmann Riemenschneider 
i! Vgl. Streit: „Tylmann Riemenschneider" (Berlin 1888), Tafel B, u, 15, 3x, 4x, 42 und 73. 
d"? Streit, a. a. 0., Tafel 73; Tönnies, S. x97. 
4:4"? Vöge, S. x02; Tönnies, a. a. 0., S. 258; Streit, a. a. 0. Tafel 7. 
1' Tönnies, S. x98 tT.; Streit, Tafel 5x. 
H- Tönnies, S. 273.
	        
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