klassischen Schöpfungen der deutschen Kunst. In den Reliefs ist wohl
nur einzelnes von seiner Hand, wie zum Beispiel die genaue stilistische
Übereinstimmung des Evakopfes im South Kensington Museum mit dem
lebhaften Kopf des huttragenden Pagen im Heiligendreikönigsrelief beweisen
möchte; im großen und ganzen kennzeichnen sie sich aber als vortreffliche,
im Plan von ihm entworfene und in der Ausführung streng überwachte
Arbeiten seiner Werkstatt. An dem einen oder andern der köstlichen
Engelknaben im Schrein hat sich seine Hand spielend erholt, und die
so entstandene Figur hat dann für die andern in der Werkstatt als Modell
gedient. Bei der Laurentius- und der Stephanusstatue dürften die charakte-
ristischen Köpfe auf seine Hand zurückzuführen sein, die Giebelfiguren sind
sämtlich Werkstattarbeiten.
Zum Schlusse sei noch auf eine Reihe stilistischer Übereinstimmungen
besonders prägnanter Natur aufmerksam gemacht, die geeignet erscheinen
dürften, die Beweiskraft der vorstehenden Darlegungen zu verstärken.
Am Creglinger Altar (Tönnies, Seite 139), am Heiligen Blut-Altar (ebenda
Seite 11g) und an der dem Creglinger Altar nahestehenden Wandligur des
Apostels Matthäus in Berlin (Vöge, Seite 97 ff.) sind - eine spezifisch
Riemenschneidersche Eigentümlichkeit - Gewandsäume mit dekorativ
wirkenden, meist sinnlos aneinandergereihten Kapitalis verziert. Wir finden
ebenso rätselhaft geschmückte Rock- und Ärmelsäume am Mohrenkönig
unseres Anbetungsreliefs.
Bei den Riemenschneiderschen Madonnen wirkt die Sichel, auf welche
die I-Iimmelskönigin tritt, fast wie eine Meistersignatur, so häulig bringt er
sie an;"' sie fehlt denn auch nicht bei unserer Madonna, die überdies auch
noch, wie Riemenschneiders ,,Rosenkranz-Muttergottes", """ einen Strahlen-
kranz im Rücken trägt.
Sehr wesentlich ist die genaue stilistische Übereinstimmung der
Drachenbildung an unserer Georgsdarstellung mit jener an der Georgs-
gruppe in Berlin. "Hi" In solchem Beiwerk mehr attributiven Charakters
piiegten die Meister sich gedankenlos selbst zu kopieren.
Die schuppenartige Betiederung der Körper der beiden Engel, welche
an unserem Altar zu Häupten der Madonna die Krone halten, wiederholt
sich an den beiden Engeln in der Riemenschneiderschen „Beweinung
Christi" in der Pfarrkirche zu Maidbrunn, der letzten Arbeit des Meisters i,
und an den zwei schwebenden geflügelten Engeln im Nationalmuseum zu
München. H-
Aber genug und übergenug der Beweise. Es dürften schon die vor-
gebrachten Argumente hinreichen, um den stilistischenNachweis zu erbringen,
daß der Meister des Keferrnarkter Altars mit Tilmann Riemenschneider
i! Vgl. Streit: „Tylmann Riemenschneider" (Berlin 1888), Tafel B, u, 15, 3x, 4x, 42 und 73.
d"? Streit, a. a. 0., Tafel 73; Tönnies, S. x97.
4:4"? Vöge, S. x02; Tönnies, a. a. 0., S. 258; Streit, a. a. 0. Tafel 7.
1' Tönnies, S. x98 tT.; Streit, Tafel 5x.
H- Tönnies, S. 273.