MAK

Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 6

56 
Die Denkmäler des primitiven Schutzbanwesens sind am häufigsten in dem Engthale 
zwischen dem Oberläufe des Alt und dem Feketeügy, auf den Bergen der Westseite des 
Csiker Grenzberges, sowie des dies- und jenseitigen Abhanges der Hargita, im Gebiete der 
jetzigen Comitate Csik, Haromßek und Udvarhely, dann im Marosgelände im Comitate 
Maros-Torda. Bald ist es ein weites Thal, bald ein einsamer, den engen Paß beherrschender 
Berggipfel, wo man schweigende Mauern den Hebungen und Senkungen der Felsen folgen 
sieht. Ihren Ursprung kennt niemand; kein Zeichen ist an ihnen, woraus man schließen 
könnte, ob es die Dacier waren, ob die Völker vor oder nach ihnen, die diese formlosen 
Steine aufeinander gethürmt. Sie verrathen bloß — und dies ist für sie charakteristisch —, 
daß sie nicht einzelnen Mächtigen, sondern der Gesammtheit des Volkes gedient haben. 
Vielleicht haben sie auch keinen einheitlichen Ursprung. Möglich, daß Völkerschaften, 
welche die Strömung der Völkerwanderung hieher verschlagen, durch irgend einen Feind 
bedrängt, in bereits hier Vorgefundenen Burgen Schutz suchten und später nach deren 
Vorbild auch neue erbauten. Wie viele Völker kämpften da den Kampf auf Leben und 
Tod. Die Phantasie braucht gar nicht das Dunkel der alten Zeiten aufzurühren. Die 
traditionelle Rolle dieser und jener derartigen Zufluchtsstätte wiederholt sich auch in 
der Zeit des ungarischen Königthums. Vier Burgen — eine, deren Gedächtniß der 
Balvanyhegy (Götzenberg) im Comitate Maros-Torda bewahrt, und drei namens 
Bälvanyos-vär (Götzenburg) in den Comitaten Szolnok-Doboka, Csik und Haromßek — 
sollen ihren Namen daher erhalten haben, daß zur Zeit Stephans des Heiligen die dem 
Christenthnm abholden Szekler sich dahin geflüchtet und da zum letzten Male ihren 
Götzen geopfert haben sollen, „ihrem Hadur (Kriegsgott), der unseren im Pantherfell ein 
hertrabenden Vorfahren half, eine Heimat zu erwerben und sie zu behaupten; hier 
erhoben sich zum letzten Male die Stimmen der Priester und sangen ihr Danklied dem 
nationalen Gott". Dies ist also eine Sage, aber es ist nicht unmöglich, daß sie eine 
historische Grundlage hat. Es kommen auch spätere und zweifellose Beispiele vor. Als die 
Tataren alles verheerten, zogen sich die Szekler auf die Burg Balvänyos im HäromßLker 
Lande zurück, vergrößerten sie, stärkten sie durch neue Schutzwälle, und bargen dort ihre 
Familien und Schätze. Auch soll es die Burg Toroczkö im Comitate Torda-Aranyos 
gewesen sein, aus deren sicherem Asyl die Szekler hervorbrachen und über die verheerenden 
Tataren einen glänzenden Sieg erfochten. Seitdem heißt sie Szikelyvar (Szeklerburg). 
Sie ist eines der einfachsten Beispiele der primitiven Burgfrieden. Ein Berggipfel 
mit drei schwindlig hohen, senkrechten Wänden, während die vierte, östliche Seite durch 
einen schmalen Sattel mit dem Nachbargipfel verbunden ist. Diese einzige zugängliche 
Seite ist dem in Fels gehauenen Aufgangswege gegenüber durch einen runden Thurm und 
zwei von ihm, gleich ausgestreckten Armen, im Winkel abgehende Mauern geschützt. So wird
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.