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Die Denkmäler des primitiven Schutzbanwesens sind am häufigsten in dem Engthale
zwischen dem Oberläufe des Alt und dem Feketeügy, auf den Bergen der Westseite des
Csiker Grenzberges, sowie des dies- und jenseitigen Abhanges der Hargita, im Gebiete der
jetzigen Comitate Csik, Haromßek und Udvarhely, dann im Marosgelände im Comitate
Maros-Torda. Bald ist es ein weites Thal, bald ein einsamer, den engen Paß beherrschender
Berggipfel, wo man schweigende Mauern den Hebungen und Senkungen der Felsen folgen
sieht. Ihren Ursprung kennt niemand; kein Zeichen ist an ihnen, woraus man schließen
könnte, ob es die Dacier waren, ob die Völker vor oder nach ihnen, die diese formlosen
Steine aufeinander gethürmt. Sie verrathen bloß — und dies ist für sie charakteristisch —,
daß sie nicht einzelnen Mächtigen, sondern der Gesammtheit des Volkes gedient haben.
Vielleicht haben sie auch keinen einheitlichen Ursprung. Möglich, daß Völkerschaften,
welche die Strömung der Völkerwanderung hieher verschlagen, durch irgend einen Feind
bedrängt, in bereits hier Vorgefundenen Burgen Schutz suchten und später nach deren
Vorbild auch neue erbauten. Wie viele Völker kämpften da den Kampf auf Leben und
Tod. Die Phantasie braucht gar nicht das Dunkel der alten Zeiten aufzurühren. Die
traditionelle Rolle dieser und jener derartigen Zufluchtsstätte wiederholt sich auch in
der Zeit des ungarischen Königthums. Vier Burgen — eine, deren Gedächtniß der
Balvanyhegy (Götzenberg) im Comitate Maros-Torda bewahrt, und drei namens
Bälvanyos-vär (Götzenburg) in den Comitaten Szolnok-Doboka, Csik und Haromßek —
sollen ihren Namen daher erhalten haben, daß zur Zeit Stephans des Heiligen die dem
Christenthnm abholden Szekler sich dahin geflüchtet und da zum letzten Male ihren
Götzen geopfert haben sollen, „ihrem Hadur (Kriegsgott), der unseren im Pantherfell ein
hertrabenden Vorfahren half, eine Heimat zu erwerben und sie zu behaupten; hier
erhoben sich zum letzten Male die Stimmen der Priester und sangen ihr Danklied dem
nationalen Gott". Dies ist also eine Sage, aber es ist nicht unmöglich, daß sie eine
historische Grundlage hat. Es kommen auch spätere und zweifellose Beispiele vor. Als die
Tataren alles verheerten, zogen sich die Szekler auf die Burg Balvänyos im HäromßLker
Lande zurück, vergrößerten sie, stärkten sie durch neue Schutzwälle, und bargen dort ihre
Familien und Schätze. Auch soll es die Burg Toroczkö im Comitate Torda-Aranyos
gewesen sein, aus deren sicherem Asyl die Szekler hervorbrachen und über die verheerenden
Tataren einen glänzenden Sieg erfochten. Seitdem heißt sie Szikelyvar (Szeklerburg).
Sie ist eines der einfachsten Beispiele der primitiven Burgfrieden. Ein Berggipfel
mit drei schwindlig hohen, senkrechten Wänden, während die vierte, östliche Seite durch
einen schmalen Sattel mit dem Nachbargipfel verbunden ist. Diese einzige zugängliche
Seite ist dem in Fels gehauenen Aufgangswege gegenüber durch einen runden Thurm und
zwei von ihm, gleich ausgestreckten Armen, im Winkel abgehende Mauern geschützt. So wird