wieder die Parallele mit dem berühmten Bruderaltar von St. Wolfgang, als
dessen „bedeutendsten Rivalen" er den Kefermarkter anerkennt. Dieser sei
jenem „vielleicht durch Reichtum der Architektur, unerschöpfliche Phantasie
und treuen Fleiß überlegen, aber an Bedeutsamkeit (?), Frömmigkeit und
Vollendung der Vorstellung (?) entschieden nachstehend". (So richtig die
erste, prägnantere Hälfte dieses Urteils ist, so zweifelhaft bleibt der vagere
Nachsatz.) Dies klingt schon wesentlich anders als jene „Korrespondenz"
aus dem Jahre 1857, die gegenüber dem St. Wolfganger Altar nur die
größere ornamentale Reichhaltigkeit und die ausgedehntere Dimensionierung
des Kefermarkter hatte gelten
lassen wollen, in allen übrigen
Punkten aber zu seinen Ungun-
sten entschied. („Das Ornamen-
tale des Kefermarkter Altares ist
in seinen Abspitzungen durchaus
sehr barock und monoton durch-
geführt. Ein zusammenhängender
Grundriß des Ganzen ist hier
nicht vorhanden. Die ganze An-
ordnung ist mehr als dekoratives
Motiv durchgeführt" und so
weiter.)
Oberchristls verdienstliche
Broschüref deren Text im we-
sentlichen auf der Arbeit Geist-
bergers fußt, brachte zum ersten-
mal eine Anzahl von Detailauf-
Abb z Motiv aus Kefermark! im Hinter und die Pfarr- nahmen des Altars (acht an der
' ' km; gr Zahl), die, wenn auch noch lange
nicht ausreichend, Fernstehenden
immerhin schon eine Ahnung von dem Reichtum und der Bedeutsamkeit des
Werkes hätten geben können. Aber auch diese Arbeit, die übrigens der
eigentlich kunstgeschichtlichen Frage ausweicht, trug zur Bekanntmachung
und Würdigung des Altars in den Fachkreisen nichts bei, da sie auf den-
selben geistlichen Leserkreis beschränkt blieb wie die Aufsätze P. Johannes
Geistbergers.
Nach dem Gesagten kann es nicht weiter wundernehmen, daß der
Altar außerhalb der Grenzen Oberösterreichs noch immer so gut wie
unbekannt ist und kunstgeschichtlich noch lange nicht die Rolle spielt, die
ihm als einem Hauptwerk der deutschen Plastik längst gebührt hätte. i"
' Florian Oberchristl, Ordinariatssehetär in Linz, „Der gotische Flügelaltar und die Kirche zu Kefer-
markt". Linz 1904.
"' So entbehrt er auch bei Bideker (Österreich-Ungarn 19m) des Sterns, der ihn, stünde er in Italien
oder am Rhein, llngst zieren würde.