v:
Reliefauflagen. Die bisher allgemein verbreitete Ansicht, daß alle einfarbig
braunen Stücke einer späteren, der Epoche der emaillierten Krüge folgenden
Zeit angehören und wegen geringerer Qualität unbemalt blieben, ist eine
irrige. Es gibt nämlich vor 1610 kein Creußener Steinzeug mit gebrannten
Emailfarben, sondern nur solches mit kalter Bemalung und dieses auch
erst ab 1570; dagegen bereits 1560 eine künstlerisch weit höher stehende
Gruppe mit aufgelegten und unbemalten Reliefs. Es sind in erster Linie
Engelsköpfchen oder Masken in rahmenartigen Kartuschen, die in dieser
Weise verwendet werden, in zweiter Linie gegeneinander gestellte Profilköpfe
von Kindern, Imperatoren oder von Frauen mit Prunkhauben im Charakter der
Zeichnungen des Heinrich Vogtherr (Abb. 12 und 13). Zierliche Karyatiden
mit Engels- oder Frauenköpfen oder Leisten mit F ruchtwerk und Maskarons
trennen die einzelnen Rahmenfelder voneinander. Die Datierungen und die
Namen der Besteller erscheinen gleichfalls in Relief und sind nicht, wie es
im folgenden Jahrhundert geschah, einfach mit weißer Emailfarbe aufgemalt
(Abb. 14). Zu den ältesten Exemplaren dieser der Glanzzeit deutschen
Kunstgewerbes angehörenden Gruppe zählt wohl der bei Rudolf Albrecht
„Die Töpferkunst in Kreussen" auf Tafel 18 abgebildete Krug mit der
Bezeichnung „Philip I-larsdorfer" und der Jahreszahl 1561, sowie der Krug der
vormaligen Sammlung Lanna, Katalog Nr. 825, mit vier Rollwerkkartuschen
zwischen figürlichen Pilastern, den Halbfiguren Luthers und Melanchthons
und dem sächsischen Wappen. Nur um Geringes jünger sind die hier unter
Figur I4 und I8
abgebildeten
Exemplare. Die-
ser Typus mit
seinem Verzicht
auf eine farbige
Ausschmückung
undlediglichdurch
das Relief wir-
kend, hat sich
noch lange erhal-
ten und ist in der
ersten Hälfte des
folgenden Jahr-
hunderts auch ne-
ben der bunten
Ware erzeugt wor-
den (ein Krug mit
der Bezeichnung
Ahb- 13- Crßußener Sßeinwlskrue, braun „GEORGIUS Abb. u. Creußener Steinzeug-
glasiert, mit Reliefauflagen nach Modellen des nasche, braun glasiert, mit den
Kaspar Vest, um rGoo (Vgl. Abb. 33), Samm- N Namen der Besitzer: „Peter und
lung des Verfassers P 1621", ein an- Kunigunde von Lihr", um x6x5
X2