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derer über Bestellung des Ratsherrn Hans Wolf in Creußen mit der
Bezeichnung „HANS WOLFF DI ANNO 1635").
Die Formen zu den Reliefs wurden von Künstlern hergestellt, die wir
unter den drei Hafnern Thomas, Kaspar und Hans Vest zu suchen haben
werden.
Die zweite Periode beginnt mit der kalten Bemalung glatter Ware.
Dies führt uns zur Werkstätte des I-Iafners Thomas Eyll oder Eull, welcher
im Zeitraum 1581 bis 1608 wiederholt in den Büchern der Pfarre und Stadt
genannt wird. Sein Ableben fällt in die Jahre zwischen 1608 und 1611. Da
er nicht nebenbei Bossierer war, gehören seiner Werkstatt die glatten Erzeug-
nisse an, in erster Linie jene, einem Beutel gleichenden Gefäße oder Krausen,
deren Form nach 1600 in das Wappen der Stadt Creußen aufgenommen
wurde und weiters auf den im Jahre 1622
in Creußen von dem Markgrafen Christian
als Kippermiinzen geprägten Sechsbätz-
nern als Prägezeichen der Stadt am
Beginn der Umschrift erscheint (Abb. 15).
Wir kennen zwei dieser Beutelfiaschen
in österreichischem Besitz. Das ältere
Exemplar gehört der Sammlung Figdor
an (Abb. 17). Aufgemalt sind die Figuren
eines älteren Paares; ferner drei Wappen,
von welchen das mittlere mit einer Eule
entweder symbolische Bedeutung hat
oder jenes des Verfertigers Eull ist,
während die beiden andern Wappen auf
die Allianz eines Grafen von I-Iennenberg
deuten. Der silberne Mündungsreifen trägt die Umschrift „ALLE 'DIE '
UNS ' BEDE ' KENNEN ' DENEN ' GEB ' DER ' LIEBE ' GOT ' WAS '
SIE ' UNS ' GENNEN ' ACT. D. 12. MARC 79". Um nahezu dreißig Jahre
später ist das Exemplar in Kreuzenstein (Abb. 16). Es ist gleichfalls kalt
bemalt, trägt auf der Wandung die Figur des jungen Bachus beim Weinfaß
und ist 1607 datiert. Auffallen muß es, daß die Beutelflaschen so selten sind,
obwohl diese Form anscheinend mindestens dreißig Jahre Geltung hatte.
Die dritte Periode umfaßt die mit Emailfarben bemalten Gefäße, jene
im Kunsthandel bekannten und nicht seltenen Planeten-, Apostel-, Kurfürsten-
und Jagdkrüge- (Abb. 19, 20 und 21). Sie sind in der Regel datiert und Fällt
ihre Herstellung in die Zeit von 1610 bis 170g, währte somit ein volles Jahr-
hundert. Für die Apostelkrüge bedeutet das Jahr, 1666 die Zeit der intensivsten
Herstellung.
Schon im Jahrgang XI dieser Zeitschrift, auf Seite 481, konnte ich auf
Beziehungen zwischen dem fränkischen Töpferhandwerk und der Fichtel-
berger und böhmischen Glasindustrie hinweisen. Die Farbenpalette, das
heißt die Gesamtheit der in Verwendung kommenden Töne der Emailfarben
Abb, 15. In Creußen geprägte Sechsbätzner,
Kipperrnünzen aus dem Jahre x62:
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