Abb. I8. Creußener Steinzeugkrug mit auf-
gelegten Halbfiguren nach Modellen des Kaspar
Vest, um 16:0
die bunt emaillierte Ware einsetzte.
Hierfür würde in erster Linie der Um-
stand sprechen, daß wir vor 16m nur
Arbeiten mit kalter Bemalung kennen,
in Böhmen aber die Technik der
bunten Emailgläser entschieden auf
ein höheres Alter zurückblickt. Und nun
kommt noch ein Umstand in Betracht,
welcher die Abhängigkeit der bunten
Creußener Ware von den böhmischen
Emailgläsern in bester Weise erklären
könnte. In den zur Herrschaft Kamnitz
gehörigen Kinskyschen Glashütten zu
Kreibitz erfolgte die Herstellung der
großen Reichsadlerhumpen mit den
Quaternionen-Wappen QDatierungen
ab 1570) und der Kurfürstenhumpen
(Datierungen ab 15g I), in Neudek-
Platten bereits in der Zeit 1540 bis I 560
durch Christoph Schürer die Bemalung kobaltblauer Gläser und Flaschen
mit Emailfarben. Nun war ein Mitglied des Hauses Kinsky, Christoph Ferdi-
nand Kinsky, Freiherr von Tettau und auf Gottsfeld, Kriegsoberster des
Abb. 19. Creußener Planetenhug mit Relief-
aullngen nach Modellen des Knspar Vest
(Vgl. Abb. 29)
Markgrafen von Bayreuth und zugleich
Amtmann in Creußen und dies zu gleicher
Zeit, als ein Mitglied der Familie Vest, der
Hafner Thomas Vest, die Würde eines
Bürgermeisters der Stadt Creußen beklei-
dete. Kinsky war Amtmann seit 1606 und
starb am 29. Mai r617."' Das Todesjahr des
I-Iafners Thomas Vest ist unbekannt; 1610
war er jedenfalls noch regierender Bürger-
meister (Stadtbuch, Folio 130). Die Idee der
Bemalung Creußener Steinzeuges im Cha-
rakter der böhmischen Emailgläser ist also
möglicherweise auf die maßgebenden
Stellungen zurückzuführen, die ein Förderer
der böhmischen Glashütten und ein Meister
des Hafnerhandwerkes zu gleicher Zeit in
Creußen innehatten.
Graf Wilczek besitzt eine kleine
Kanne, vermutlich aus der Schiirerschen
" Interessantes Epitaph der Sophie Edlen von Kinsky,
welche am 3x. August x60; an der Geburt einen Kindes starb,
in der Kirche zu Creußen.