MAK

Full text: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 2)

Glashütte zu Neudek-Platten. Das Ma- 
terial ist tiefblaues Glas. Am Halse ist 
diese Kanne 1579 bezeichnet; die 
obere Hälfte ihrer Leibung trägt drei 
Proiilköpfe, dazwischen Maiglöckchen- 
stauden, alles in bunten Emailfarben 
(Abb. 22). Als Vorlage für die Bemalung 
dienten die Blätter Heinrich Vogtherrs 
aus dessen Kunstbüchlein, Straßburg 
1535 (Abb. 23). Die im hier wieder- 
gegebenenAusschnitt seitlich stehenden 
Frauenköpfe mit den Prunkhauben wur- 
den auf dem Glaskrug getreu kopiert. 
Ähnliche Köpfe mit teils realem, teils 
phantastischem Kopfschmuck hat Ka- 
spar Vest der Ältere für die Auflagen der 
Creußener Krüge modelliert (Abb. 24). 
Auch hier ist eine Anlehnung an 
Vogtherr auffallend (vgl. den links 
stehenden Kopf in Abb. 25). Es bestand also schon in dieser Hinsicht ein 
geistiger Zusammenhang der Dekorationsmotive, der sich in späterer Zeit 
noch stärker äußern und auch in technischer Beziehung nähern sollte, indem 
nach 1610 das Motiv der Maiglöckchen als Trennungsmittel der einzelnen 
gewählten Darstellungen auf 
die Creußener Steinzeugtöpfe- 
reien übergreift und zu gleicher 
Zeit die Ausschmiickung mit 
Hilfe schmelzbarer bunter Far- 
ben einsetzt (Abb. 21). 
In erster Linie kam dieses 
neue Verfahren der Blasonie- 
rung der Wappen zugute und 
so waren es in erster Zeit 
Wappenkrüge, die bunt ausge- 
führt wurden. Erst später folg- 
ten die andern Typen der 
Creußener Krüge. Katharina 
Pertsch," die Frau des Rektors 
der lateinischen Schule in Creus- 
sen, bestellte im Jahre 1628 
" Jene Unglückliche, der die Kaiser- 
lichen im jahre 1632 das in den Kleidem ein- 
genäihte und in den Haarzöpfen verborgene 
Geld mit dem Daumenstock abgedrungen Abb. n. Creußener Aposlelkrug, mit Emailfarben bemalt. 
haben. um 1650 
 
Abb. 20. Creußener jagdkrug, mit Bemalung in 
Emailfarben, Mitte des XVIl. Jahrhunderts 

	        
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