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ALTARSCHMUCK AUS MEISSNER PORZEL-
LAN, EIN GESCHENK AN DIE VERWITWETE
KAISERIN AMALIE 50' VON DR. K. BERLING-
DRESDEN S0
IE beiden in der ersten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts
regierenden sächsischen Kurfürsten haben an
verwandte oder befreundete Fürstlichkeiten und
an auszuzeichnende Gesandte, Minister oder an
andere hervorragende Personen verschiedentlich
Erzeugnisse ihrer 1710 nach Meißen verlegten
Porzellanfabrik als Geschenke verehrt, die um so
willkommener waren, da es sich dabei, ganz
besonders als des großen Porzellanplastikers
Kaendler Genie in Meißen zu herrschen begann,
zumeist um Kunstwerke von hohem und seltenem
Werte handelte. Über ein solches Geschenk, und zwar eines, das sich zum
größeren Teile noch heute im kunsthistorischen I-Iofmuseum zu Wien
erhalten hat, möchte ich hier, da sich mehrere irrtümliche Ansichten darüber
eingeschlichen haben, einigen Aufschluß geben.
Friedrich August II. war seit 1719 mit Maria Josefa, einer Tochter
Kaiser Josefs I. und der Wilhelmine Amalie, verheiratet. Letztere, eine Braun-
schweiger Prinzessin, war also seine Schwiegermutter. Ihr hat er in den
Jahren 1739 und 1740 einen reichen Altarschmuck aus Meißner Porzellan
zum Geschenk gemacht.
Wann die Bestellung hierzu in der Fabrik erfolgte, vermochte ich nicht
mehr nachzuweisen. Die mir vor Augen gekommene, sicher nur wenige
Monate spätere älteste Nachricht hierüber ist vom 9. Juli 1737 datiert. In
ihr teilt Samuel Chladni, der Faktor der Meißner Niederlage in Dresden,
folgendes mit: "'
„Das Altar so nach dem von Sr. Hoch. Reichs GräfLExcell. dem Herrn
Geheimbden Cabinets Ministre von Brühl gegebenen Kupferstiche von Por-
cellain vor die Kayserin Amalia soll gefertiget werden, versprechen die
Arcanisten, daß es wohl angehen wird, desgleichen auch die I2 Aposteln.
Zu beyden Sorten aber wird um Gedult gebethen. Die nachstehenden
Stücken aber sollen bald geliefert werden als
6 große Leuchter
1 groß Creutz mit dem Crucißx, in die mitte gemeldter Leuchter
I Credenz Teller nebst
2 Krügel zum Wein und Wasser
3 Rahmen zur heil. Meße und Glauben
1 Weyh Keßel
' Hauptstaatsarchiv, Dresden. Loc. 1342, Vol. IX, 1736,37, Bl. x96. Wahrscheinlich war dieser Bericht
für die Munufakturkomrnision bestimmt.