worden. Eben in diesen Tagen, am 7. März, werden es 50 Jahre sein, daß auf
Grund eines Vortrages des Erzherzogs an Seine Majestät den Kaiser das Aller-
höchste Handschreiben ertloß, mit welchem die Gründung des Museums ange-
ordnet, das Ballhaus der Hofburg für dessen vorläufige Unterbringung ange-
wiesen, Aufträge bezüglich der Beschaffung vorbildlicher Kunstwerke aus kaiser-
lichern Besitze erteilt, die Mitwirkung der öffentlichen Faktoren sowie der
Klöster und Privatsammler aufgerufen und zur Durchführung aller einleitenden
Schritte ein Komitee bestellt wurde, an dessen Spitze Eitelberger, der Ver-
trauensmann des Erzherzogs Rainer, als geistiger Leiter, Organisator und Pro-
pagandist trat. Der Erzherzog und Eitelberger verstanden es, alle Kreise der
Gesellschaft für die Unterstützung des Unternehmens zu begeistern, die Stadt
Wien, mehrere Handelskammern und andere wirtschaftliche Korporationen zu
gewinnen und hatten bereits im Jahre 1863 die Grundzüge der Organisation und
deren praktische Verwirklichung in unermüdlicher weitsichtiger Arbeit voll-
kommen gesichert. Am 31. März 1864 wurde mit Allerhöchstem I-Iandschreiben
das Statut des Museums genehmigt, der Erzherzog zum Protektor, Eitelberger zum
Direktor und Jakob Falke zum ersten Kustos und Direktorstellvertreter ernannt.
Im Mai wurde das Museum durchwegs mit Leihgahen im Ballhaus eröffnet
und mit der literarischen, mit der Vortrags- und Ausstellungsarbeit des Instituts
begonnen, welchem Eitelberger, genial, impulsiv und keine Schwierigkeit
kennend, seinen Geist aufzuprägen verstand.An allen Arbeiten der Erwerbung von
Sammlungsgegenständen, der Anlage einer Fachbibliothek und Ornamentstich-
sammlung und der Hervorbringung literarischer Publikationen nahm Erzherzog
Rainer mit seinem reichen Wissen und mit dem ganzen Feuer seinerBegeisterung
lebhattesten Anteil. In völliger Übereinstimmung mit Eitelberger, dem die Ver-
folgung praktisch-künstlerischer Ziele ebenso hoch stand wie die intensive Be-
schäftigung mit kunstwissenschaftlichen Forschungen, die ja eigentlich erst neu
aufzubauen waren, wies der Erzherzog-Protektor schon damals und in der Folge
immer aufs neue darauf hin, daß das Österreichische Museum kein Antiquarium,
kein Depot von alten Kunstgegenständen, oder wie er sich auszudrücken ptlegte,
kein Raritätenkabinett oder Friedhof von Kunstaltertümern sein und werden
dürfe, sondern ein mit dem lebendigen Schaffen der Gegenwart in unmittel-
barem Zusammenhange stehendes, den Bedürfnissen der modernen Zeit ge-
nügendes Lehrinstitut sein müsse. Daher vereinigten sich Protektor und Direktor
kurz nach der Gründung des Museums in der Erkenntnis der Notwendigkeit der
Schaffung und organischen Angliederung einer Kunstschule an das Museum,
welche die Aufgabe erhielt, die für die Belebung und Entwicklung der ange-
wandten Kunst nötigen künstlerischen Kräfte zu erziehen und bereitzustellen.
Auch der Errichtung des eigenen Museumsgebäudes und späterhin der Kunst-
gewerbeschule des Museums auf dem Stubenring wandte der Erzherzog seine
volle Tatkraft zu und war wie im Ballhause so auch im neuen I-Ieim des Instituts
ein ständiger Besucher der sich immer reicher vermehrenden Sammlungen, der
Ausstellungen, Ateliers und Vorträge, wie denn alle Angelegenheiten beider
Kunststätten jederzeit Gegenstand seines größten sachlichen und persönlichen
Interesses waren.
Als sich Erzherzog Rainer im Jahre x8g8 zur Niederlegung seines
Protektorates veranlaßt sah, sprach ihm Seine Majestät der Kaiser für alle
seine dem Museum gewidmete Fürsorge und Liebe in einem Handschreiben