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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 3)

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engste mit dem sie umgebenden durchbrochenen Lederwerk zusammen, 
wurden also vom Anfang an ausgespart. 
Fünftens, die allen vier Ugelheimer-Bänden eigentümlichen Muschel- 
stempel sind bisher auf keinem einzigen, sicher im Orient gearbeiteten Ein- 
band nachgewiesen. Die halbmondförmig gebogenen Stempel habe ich 
jedoch überhaupt sonst nirgends als auf diesen vier Einbänden bemerkt. Es 
wird gerechtfertigt sein, beide zusammen für Kennzeichen einer bestimmten 
Offizin zu halten." 
So kommen wir vielmehr dazu, zu schließen, daß die durchbrochenen 
Lederdecken zweifellos schon ursprünglich für die Außenseiten der Ugel- 
heimer-Bände bestimmt waren, ferner daß sie zweifellos in Venedig und 
von orientalischen Arbeitern gearbeitet sind (da man in Italien Durchbruch- 
arbeit in Leder nicht verstand), daß es 
sich dabei höchst wahrscheinlich um 
persische Arbeiter (und nicht um türkische) 
oder wenigstens um Vorlage persischer 
Muster handelt, da nur Perser den floriden 
Stil erfunden und geübt haben. Dagegen 
hat man den Dekor mit ineinandergesetzten 
Rahmen sowie die in Leder gepreßten 
Medaillen als Zugeständnis an den ita- 
lienischen Geschmack anzusehen. Man 
erinnere sich, daß auch der oben behan- 
delte Band Fig. 3 einen Kameenabdruck 
in Leder besitzt. 
Die Ugelheimer-Bände stehen übri- 
Fig" '7' Dm" i" "aämcfts" 5M" "m" 3"" gens nicht mehr ganz vereinzelt da. Schon 
g" im Einbandwerk der Wiener I-Iofbibliothek 
(Taf. 8) sind zwei Lederdecken abgebildet, die wohl aus derselben Werkstatt 
stammen wie jene. Im beschreibenden Texte des Tafelwerkes ist schon 
auf diese Tatsache hingewiesen und zugleich angedeutet worden, daß 
leider in der Reproduktion die kleinen Muschelstempel, mit denen das 
durchbrochene Leder reichlich verziert ist, nicht sichtbar seien. Von ihrem 
Vorhandensein und von ihrer Form kann man sich nun durch die beiden 
neuen Aufnahmen überzeugen (Fig. 12, 13). Die Stücke wurden von den 
Deckeln, auf denen sie sich ursprünglich befanden, zu Anfang des 
XVIII. Jahrhunderts abgelöst und zum Schmucke der Innenseiten der 
neuen Einbände verwendet. Dabei wurde die Doublure Fig. 12 stark 
verschnitten. Das Mittelstück hat, wie man leicht sieht, an allen vier 
Seiten Abschnitte erfahren, die den Seiten vorgelagerten Streifen von durch- 
brochenem Leder sind rechts und links durch halbkreisförmigen Abschluß 
verstümmelt; das jetzt in den Ecken sichtbare Dreiblattornament ist mit 
 
" Dr. Martin selbst besitzt sehr interessante, wohl alnürkische Einbanddeckel, die in der äußeren Um- 
rahmung und in den inneren Ecken sehr kleine, punktßrrnige und gebogene Stempel in Blinddruck aufweisen.
	        
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