Die höchste Entwick-
lung des Rokoko in England
bedeutet der Chippendale-
Stil. Die Zahl solcher Ex-
libris, welche sich insbeson-
dere durch die phantasti-
scheste und reichste Ver-
wendung der Blumenorna-
mentik auszeichnen, wird auf
etwa 5000 geschätzt (Abb. 6).
Den Abschluß fand diese Pe-
riode mit dem Ausgang des
XVIII. Jahrhunderts in dem
ruhigen und nüchternen Fes-
tonstil. Auch die italienische
Exlibriskunst des Rokoko
brachte reizvolle Blättchen
hervor. Unter diesen die auch
als Visitkarte benutzte Ex-
librisradierung von Piranesi
für den Earl of Aylesford.
Man ließ sich häufig ein Abb, 8_ Marquis Bayms
„Kupfer" stechen, welches
man dann beliebig als Exlibris oder Visitkarte verwendete. Merkwürdiger-
weise brachte die französische Revolution den fast gänzlichen Verfall dieser
anregungsreichen Kleinkunst mit sich. Möglicherweise betrachtete man in
Frankreich das Exlibris als ein entschieden aristokratisches Requisit und
wollte mit den Sitten und Gebräuchen der überstandenen Periode gänzlich
brechen. In den Ländern unter Frankreichs politischem Einflusse wurde das
typographische oder das einfach geschmückte Rahmen- und Kartuschen-
exlibris vorherrschend. In den andern Ländern bediente man sich zumeist des
einfachen Wappens als Bucheignerzeichen. Andersartige Exlibris aus der
Zeit um die Jahrhundertwende bilden Ausnahmen: einige Blättchen mit
Parkprospekten im Geiste der Romantik und solche im Empirestil. Damit
schien die Produktion künstlerischer Exlibris erschöpft und der Gebrauch des
Exlibris entschwand mit dem zunehmenden XIX. Jahrhundert immer mehr
und mehr. Die wenigen aus dieser Zeit stammenden Exlibris beschränken
sich zumeist auf schlecht und roh gezeichnete Wappen oder typographische
Blätter. Es ist daher schwer, vor 1860 bedeutendere Vertreter zu finden, was
auch die Ausstellung beweist, in welcher man für diese Zeit nur Exlibris mit
berühmteren Namen begegnet, die nur aus diesem Grunde Interesse erwecken.
Erst in den sechziger Jahren waren es Professor Bendemann und Hühner,
die einige interessantere Exlibris radierten. Auch von Ludwig Richter
stammt ein einziges kleines Blättchen, allerdings ein für ihn typisches.