ein Fachverein gegründet; es entstanden ungezählte Publikationen, eine
reiche Literatur. Die ausschlaggebendste Förderung fand aber das Exlibris
durch die Mode: ein Exlibris zu besitzen gehörte zum guten Ton und sollte
auch die eigene Bücherei nur das Konversationslexikon, einige Klassiker
und Erzeugnisse ausländischer Romanliteratur enthalten. Kein Wunder,
daß in der Exlibrisproduktion der Dilettantismus in erschreckendem Maße
überhandnahm. Nicht wenig trug die auftretende Sammelkrankheit dazu
bei, die ein üppiges Tauschwesen mit mehr oder minder gewinnsüchtigen
Absichten mit sich brachte, galt es doch für den Sammler und die Sammlerin,
die Zahl der Blätter ihrer Sammlung auf eine möglichst hohe Ziffer zu
bringen. Es war daher kein leichtes Stück Arbeit, für die Ausstellung aus
der unzählbaren Fülle nur das wahrhaft Künstlerische auszuwählen. Wenn
auch dieses Ziel vielleicht nicht immer vollkommen erreicht werden konnte,
so mögen wohl allzu zarte Rücksichten auf Aussteller und Geschmacks-
verschiedenheiten unter den Ausstellungsleitern daran Schuld tragen. Im
allgemeinen ist es erfreulich, daß es den Auswählenden gelungen ist, die
Klippen „Namenkultus" und „komplette Serie" möglichst zu umschiffen.
Die Zahl der exlibrisschaffenden Künstler ist eine sehr große und der Zweck
dieses Berichtes, nur eine knappe Darstellung der historischen Entwicklung
des Exlibris zu bringen, erfordert daher, sich auf das Hervorstechendste
der modernen Exlibriskunst zu beschränken.
Wien ist mit höchst erfreulichen Arbeiten vertreten. Alfred Cossmann
(Abb. 7) schuf eine große Anzahl zarter Radierungen, die sich durch
glückliche Ideen und meisterhafte Technik auszeichnen. Marquis Bayros -
von ihm illustrierte, galante
Bücher zählen zu den gesuch-
testen bibliophilen Seltenheiten
- erfreut mit seinen graziösen,
vom Geiste des galant-idylli-
schen Rokokos erfüllten, mit
subtilster Behandlung der De-
tails gezeichneten Blättern
(Abb. 8). Die zahlreichen ein-
und mehrfarbigen Originallitho-
graphien Maximilian Lieben-
weins sind nicht immer gleich-
wertig; das häufig wieder-
kehrende Pferdemotiv ist für
ihn höchst charakteristisch und
kennzeichnet meistens auch
seine besten Blätter. Die Ex-
librisradierungen Alois Kolbs
fallen durch ihre für ein Exlibris
wohl kaum passende Größe Abb. 10. Hans Frank