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Garten am kaiserlichen Lustschloß Neugebäude bei Wien (nach Hogenberg)
die damals ihren Anfang nahm, und ebenso erfreuten sich Krokus, Narzissen,
Hyazinthen, Anemonen, Päonien, Iris, Lilie und Rose großer Beliebtheit.
Diese Teppichkünsteleien haben vielmehr ihren Grund in dem hohen Inter-
esse des XVI. jahrhunderts für das Ornament, das sich in höchstem
Reichtum und äußerster Zierlichkeit über Gefäße und Geräte, Möbel und
Stoffe, Waffen und Instrumente ausbreitete und natürlich auch die Garten-
teppiche mit seinen phantasievollen Gespinsten zu überziehen bestrebt war.
Außer solche künstliche Broderien, für die in jener Zeit eine Unzahl von
Vorlagen erschienen, rühmen sich die Gartenkünstler am Hofe Heinrichs II.
Wappen, Devisen, Namenszüge, Menschen, Tiere, Schiffe und andere Dinge
aus Kräutern und beschnittenen Bäumchen herstellen zu können. Solche
Scherze waren von jeher ein beliebtes Gärtnerspiel und sind schon in der
römischen Kaiserzeit nachweisbar.
Es wird sich heute wohl niemand für sie erwärmen, aber in ihrer
beständigen, über allem Zeitgeschmack stehenden Wiederkehr ist zweifellos
ein interessantes psychologisches Moment verborgen: die Freude an der
schrankenlosen Bezwingung und Überwältigung des widerstrebenden gärt-
nerischen Materials, an der Beugung des Naturwillens unter den mensch-
lichen Willen. Vom Aussehen des deutschen Renaissancegartens geben uns
verschiedene Stiche nach Gärten aus Ulm und Nürnberg einen dürftigen
Begriff, wie dies die Abbildung auf Seite 226 zeigt. Der deutsche Garten
unterscheidet sich von dem niederländischen und französischen durch größere
Einfachheit, im übrigen spricht aus ihm derselbe Geist einer den Bedürfnissen
des Hauses und der Familie angepaßten Natur.