230
Isaac de Caus für den Wilton-Garten des Grafen Pembrooke gezeichnet hat
(Abb. S. 22g). Ein breiter Weg führt durch die Mitte der Gartenanlage, teilt
sie in zwei ganz gleich gestaltete Hälften und endet vor einer Loggia, die
sich in der Mitte einer langgestreckten Terrasse erhebt, und die den rück-
wärtigen Baurngarten vom Ziergarten trennt. Vor der Terrasse mit der
Loggia liegt zunächst ein Rasenparterre mit regelmäßig verteilten Bäumen,
dann folgen, durch Trennungswege abgegrenzt, zwei längliche Bassins mit
Springbrunnen; an diese schließt sich ein schattenreiches Boskett, das von
einem Kanal quer durchschnitten wird, sodann folgt ein Ziergarten mit
sogenannten Broderien und kleinen Wasserbassins. Laubgänge und Pavillons
begleiten die Anlage zu beiden Seiten. Überdies gibt es Statuenschmuck an
Das Belvedere im vatikanischen Garten in Rom (nach Fulda)
verschiedenen bevorzugten Punkten. Wir sehen, alle diese Gartenanlagen
sind einfach, sind aus den Bedürfnissen und Zwecken hervorgegangen,
zeigen keinen sonderlichen Schwung der Phantasie, es liegt aber in ihnen
auch keine Spur von Widersinn. Es sind Aufenthalts- und Empfangsräume
unter freiem Himmel, gleichsam die gute Stube für den Sommer, also das,
was ein Garten sein soll.
Während man diesseits der Alpen auf alten Traditionen weitergebaut
hatte, hatte sich in Italien im Laufe des XVI. und XVII. Jahrhunderts eine
Gartenkunst entwickelt, die ihren Ausgangspunkt von der Architektur nahm.
Das Gebäude und der Garten, der sich daran schloß, verschmolzen zu einem
einheitlichen, geschlossenen Bilde. Villa und Garten ergänzten sich gegen-
seitig, indem die Pflanzenwelt sich zum farbenreichen Schmuck der einfar-
bigen Architektur gestaltete, während diese den eigentlichen geistigen Gehalt
der Anlage ausmacht. Diese gegenseitige Einliußnahme, dieses Aufeinander-
und Ineinanderwirken, das ist das Entscheidende und der große Fortschritt