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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 4)

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Gärtner vergewaltigte sein Material oder das Material vergewaltigte ihn. 
Die Gegenwart tadelt in dem ersten Falle die Roheit, mit der die lebendige 
Natur als gewöhnliches Baumaterial behandelt erscheint und vermißt im 
zweiten Falle ein wesentliches Element der Gartenkunst, nämlich die Kunst. 
Anders ausgedrückt: Formgefühl und Inhaltsgefühl liegen gegeneinander 
im Streit. Dieses ganz verschiedene Empünden kommt am reinsten in den 
Gegensätzen der Gartenkunst im XVIII. und im XIX. Jahrhundert zur 
 
Hausgarten mit Kinderspielplatz, Giesecke, Leipzig (nach Photographie der Deutschen Werkstätten für Garten- 
kunst) 
Erscheinung. Im XVIII. Jahrhundert gelangte das F ormgefühl zu vollstän- 
digem Sieg, im XIX. das Inhaltsgefühl. Die Gegenwart sucht nun nach einer 
Aussöhnung und hofft vom Garten der Zukunft, daß er dem Formgefühl und 
dern Inhaltsgefühl Rechnung trage. Das ist der Kern der Bestrebungen aller 
heutigen Reformatoren der Gartenkunst, wie eines Schultze-Naumburg, 
Lichtwark, Muthesius, Olbrich, Lux und anderer. 
Schon früher als diese Deutschen sind die Engländer zu dieser Einsicht 
gelangt, ohne sie indes theoretisch und lehrhaft auszubauen. Die meisten 
englischen Villengärten sind nicht mehr Landschaftsgärten im Sinne Reptons 
und seiner Genossen, sondern Anlagen, die Natur und Kunst in wohltuender 
Weise in Harmonie zu setzen wissen (Abb. S. 238-240).
	        
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