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Sowohl hier wie bei den deutschen Entwürfen (Abb. S. 241-247) haben
sich die Gartenkünstler vor Augen gehalten, daß die Kunst einerseits untrenn-
bar ist von der Natur, andrerseits doch etwas ganz anderes als die Natur. Die
Natur ist ohne Hinzutun des Menschen entstanden, die Kunst dagegen setzt
menschliches Tun voraus, ist ohne Umgestaltung der Natur undenkbar.
Garten und freie Natur sind Gegensätze, prinzipielle Gegensätze. Erst im
großen, weit ausgedehnten Park, der ursprünglich weiter nichts als eine
Umfriedung zum Schutz des Wildes war, wird das Verhältnis ein anderes.
Im Garten verlangen wir vom Künstler eine Auffassung der Natur, die
aus seiner Künstlerseele hervorgegangen ist, eine neue, in ihrer Neuheit an-
regende, uns beglückende, unwirkliche Natur. Denn wirkliche Natur zu
schaffen geht über unsere Kraft, damit laufen wir, wie wir an Tausenden
moderner Villengärten täglich sehen können, nur Gefahr, uns lächerlich zu
machen.
Im Garten muß vor allem eine raumbildende Tendenz zum Ausdruck
kommen. Wir haben im Renaissancegarten des Nordens wie des Südens
gesehen, wie die Künstler stets den Garten auf Raumwirkung hin angelegt
haben. Die scharfe, sichtbare Umgrenzung des Gartens, die Terrassen-
bildung, die Laubengänge, die Baumzeilen und Alleen sowie die Anlage der
Wege, dies alles sind raumbildende Elemente. Der Garten ist das Haus im
Garten des Hotels „Bellevue" in Dresden (nach einer Photographie der Deutschen Werkstätten für Gartenkunst)