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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 4)

EIT etwa zehn Jahren vollziehen sich grundlegende 
Wandlungen im Stil unserer Gärten. Die all- 
gemeinen Anschauungen über das Garten- 
problem werden aber durch sie zunächst eher 
verwirrt als geklärt. Nur in einem kleinen Kreise 
von Künstlern und ihren Anhängern herrscht 
Einigkeit im Denken über den Zweck und das 
Aussehen eines Gartens. Außerhalb dieses 
Kreises begegnet man einer ziemlich allgemeinen 
Zerfahrenheit des Urteils. Hier sind noch Vor- 
stellungen im Schwange, die mit den Prinzipien 
des englischen Landschaftsgartens zusammenhängen, jenen Anschauungen, 
die aus einer neu erwachenden Naturliebe in der zweiten Hälfte des 
XVIII. Jahrhunderts hervorgegangen sind und die in England um so leichter 
zur Geltung gelangen konnten, als der bis dahin bestandene Wildpark 
vielfach aufgelassen und in einen Landschaftsgarten verwandelt wurde. 
Die Bezeichnung Park behielt der Garten von seiner früheren Bestimmung 
her bei. Ein solcher Garten hörte in den vom Hause entfernteren Teilen 
auf, ein Garten im bisherigen Sinne zu sein, er entbehrte der Blumenbeete 
und war nichts als eine kultivierte und etwas mehr oder weniger idealisierte 
Natur. Da ein solcher Park bald auch auf dem Kontinent als das Vornehmere 
und Erstrebenswertere galt, wurde nicht nur mancher alte Barockgarten, 
so gut es ging, in einen Landschafts- 
garten verwandelt, man nannte auch 
einen stilisierten Garten von größe- 
rer Ausdehnung „Park" und sprach 
zum Beispiel von einem „Schön- 
brunner Park", während es von 
Rechts wegen nur einen Schön- 
brunner Garten gibt. Später wurde 
auch der verhältnismäßig kleine 
Stadtgarten zum „Park? An Stelle 
der Verschiedenheit der beiden Be- 
griffe trat eine Verschmelzung. Jeder 
Kurhausgarten dünkte sich mehr, 
wenn er Kurpark hieß, und nur wo 
ein älterer Sprachgebrauch vorlag, 
wie zum Beispiel in Wien beim „Au- 
garten", „Volksgarten", „Schwar- 
zenberg-" oder „Belvederegarten", 
 
 
Miniaturrnalerei aus dem „Roman de 1a rosa", XV. Jahr- 
deckte sich die Bezeichnung mit dem hundert (nach van Sypesteyn) 
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