Allgemeine Bildungsmittel.
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wirklich gediegenen Werken ihre jetzige Stelle eingenommen haben würden. Wir
müffen jedoch zugehehen, dafs aus den vorliegenden Erziehungs- und Unterrichts-
fchriften jedenfalls das anerkennenswerthe Streben nach Verbefferung des
moralifchen und geiftigen Zuhandes der Bewohner hervorgeht. Wie fall überall
gingen auch hier die Regierung und die verfchiedenartigen Vereine Hand in Hand.
Während die Minifterien des Unterrichtes, des Ackerbaues und des Handels den
zu ihren Refforts gehörenden Anhalten jeden Vorfchub zu leihen bemüht waren,
fuchten die Vereine nach allen Richtungen hin Wiffenfchaft, Kunh und Induhrie
zu fördern, für die Fortbildung der Erwachfenen Sorge zu tragen und dabei vor
nehmlich ihr Augenmerk auf jene Schichten der Bevölkerung zu richten, die am
meihen der Anregung und Beihilfe bedürfen. Die günhigen Erfolge zeigen die
wiffenfchaftlichen und technifchen Leihungen der vielen Lehranhalten, während
von der Tendenz der Vereine die Vorlagen betreffend die vielen „Asili infantili“,
das „Comitato legure per l’educazione del popolo“ in Genua, die „Societä promo-
trice dell’industria nazionale“ in Turin, das „Istituto tecnico“ in Mantua und die
„Lega d’insegnamento popolare“ in Verona, fo wie die vielen anderen Kleinkinder-
Schulen und Blindenanhalten u. f. w. das behe Zeugnifs geben. — Als eine hohe
fehr werthvolle literarifche Arbeit bezeichnen wir auch die auf den Wunfch des
italienifchen Miniheriums des Ackerbaues, der Induhrie und des Handels eigens
für die Weltaushellung verfafste Denkfchrift über das „R. Mufeo industriale
italiano“ in Turin. Der Verfaffer, Diredlor des Mufeums, G. Codazzo fendet der
Gefchichte diefer Anhalt einige Mittheilungen über andere ähnliche Inhitute, als
das South Kenfington Mufeum in London, das Confervatorium der Kiinhe und
Gewerbe in Paris, das öherreichifche Mufeum für Kunh und Induhrie in Wien und
das deutfche Gewerbemufeum in Berlin voran, und geht dann zur Schilderung der
mit dem Mufeo induhriale italiano in Verbindung behenden Anhalten über. Diefe
behehen in phyfikalifchen, chemifchen Cabinetten und Laboratorien, in technolo
gifchen und Zeichenfchulen, einer reichhaltigen Bibliothek und den verfchieden-
artighen Mitteln zur Förderung der Kunhinduhrie, als Zeichnungen, Modellen u. f. w.
Die periodifche Preffe hat auch in Italien bedeutende Fortfehritte auf
zuweifen. Im Jahre 1870 wurden 723 Journale veröffentlicht, darunter 101 in
Florenz als damaliger Haupthadt, 93 in der Proyinz Mailand, 73 in jener von
Turin, 47 in den neapolitanifchen Provinzen, 37 in Genua, 32 in Bologna, 31 in
Venedig. In den Provinzen Abruzzo ulteriore I., Bafilicata, Ferrara und Grofsetto
erfchien nur je ein officielles Journal. Abruzzo ulteriore II. entbehrte fogar diefs
eine. Im folgenden Jahre hieg die Zahl der Blätter auf 765 und im gegenwärtigen
Jahre erfcheinen deren 1126 ; die meihen in der Provinz Mailand (138), dann folgen
die Provinzen Rom (108), Florenz (107), Turin (85), Neapel (81), Genua (53)1
Palermo (48), Venedig (38), Aleffandria (22) u. f. w. — Maffa und Trapani befafsen
nur je eine Zeitung. — Dem Inhalte nach gab es 393 politifche, 100 landwirth-
fchaftliche, 81 religiöfe (73 katholifche, 7 evangelifche und 1 ifraelitifches) Blätter.
Der Erziehung und dem Unterrichte find 58, der Literatur 56, der Kunh und dem
Theater 55 Journale gewidmet. Dann ih für jedes Fach durch irgend ein Blatt
geforgt. Unter diefen Journalen erfchienen 1097 in italienifcher Sprache, 5 in ver-
- fchiedenen Dialekten, 14 in franzöfifcher, 6 in englifcher und 2 in deutfeher
Sprache. — 387 wurden täglich, die übrigen 739 meihens als Wochenblätter
veröffentlicht. —
Italien zählt gegenwärtig 1083 Buchhandlungen und 911 Buchdruckereien
mit 2691 Handpreffen, 745 Schnellpreffen und 10.958 Druckergehilfen.
Portugal.
Die portugiefifche Regierung bemüht fleh, das Volksfchul-Wefen einer
gröfseren Entwicklung zuzuführen; ihr Streben fcheint jedoch von keinem befonders