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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 4)

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gegriEenen Problemen eine Botschaft verkündet wird, zu der uns der Glaube fehlt. 
H. Grom-Rottmayer und R. I-Iarllinger haben einen kleinen oktogonalen Festraurn geschaffen. 
dessen gewandte Anordnung nur wie eine Variante eines alten Themas anmutet, aus der 
man bekannte Stimmen hört, während der Rhythmenzyklus, den Otto Friedrich mit etwas 
mehr Glück zu einem ähnlichen Achteck zusammenschließt, unsere Seele doch nicht ganz 
in jene Schwingungen versetzt, die man erhofft und die man von dem strebenden Künstler 
erwünscht. 
Noch mehr Kühle verbreiten R. jettmars akademische Kompositionen, bei denen 
man so recht deutlich empfindet, wie sehr der formale Geschmack, die Gewandtheit in 
Zeichnung und Farbe gleichgültig lassen, wenn das vibrierende Leben des Impulses fehlt. 
Ein paar feine Farbenl-lecke Heinrich Knirrs, die einen Bildentwurf geben, sagen 
mehr in ihrer anregenden Unfertigkeit als die ligurenreichen, tadellos gezeichneten Bilder 
in ihrer durchgebildeten Fertigkeit und Härte, die verstimmen. Im allgemeinen sind dies- 
mal die slawischen Künstler im Vorteil. Wenn auch St. Kamocki und W. Jarocki in diesen 
Räumen schon besser vertreten waren, so wirkt doch ihr Temperament und der starke 
nationale Einschlag erfrischend. Emanuela Sedivy besonders zeigt in ihren tonfeinen und 
doch so kraüvollen Stilleben eine Reife und Sicherheit, die den besten Eindruck hinterläßt. 
Dies sind echte malerische Leistungen, lebendig und von dekorativer Wirkung, persönlich 
und doch das Resultat kultivierter Anschauung, und lösen ihr Problem ganz und restlos - 
wenn es auch kein großes Problem ist. 
Unter den Porträten fallt Knirrs Fechtmeister auf. Als Gegensatz zu seiner weichen, 
tonigen wie schwimmenden Farbengebung ist V. Hammers präzises und intimes Eingehen 
auf Details hervorzuheben. Trotz seiner starken Betonung der Zeichnung und Modellierung 
gelingt ihm doch manchmal ein so schöner Farbenzusammenklang, daß dann sogar seine 
Härten überwunden erscheinen. 
Als Plastiker ist A. Hanak fast allein erschienen. Er weiß Größe und Anmut zu 
vereinen. Sein Brunnenentwurf läßt den lebhaften Wunsch entstehen, daß der Künstler 
zu öffentlichen Aufgaben in der Residenz herangezogen werde. Die große Reihe der 
Unglücksfälle unter den neuen Denkmälern Wiens könnte dann doch einmal durch eine 
echte künstlerische Tat unterbrochen werden. Überall empfindet man, daß dieses Hinaus- 
wirken in die weite Öffentlichkeit den Wiener Künstlern fehlt. Der alte kampflustige 
Ansporn ist verschwunden, der Aufschwung ist erlahmt, die handwerkliche Schulung ist 
von einer heranwachsenden Generation willig aufgenommen und so ist der Durchschnitt 
wohl gehoben, aber die I-Iöhe ist nicht behauptet worden, die einst von Einzelnen 
erklommen war. ' 
ÜNSTLERHAÜS. Die achtzehn Säle am Karlsplatz, die nun wieder mit über 
600 Werken gefüllt sind, geben diesmal ein interessantes Schauspiel. Der Künstler- 
bund Hagen ist als Gast der Künstlergenossenschaft erschienen. Er schaßt eine Insel in 
einem Gewässer, das recht bunt durcheinanderliießende Leistungen bilden. Man kann 
nicht sagen, daß der Hagenbund mit so überragenden Leistungen herausfillt. Mann kann 
aber auch nicht leugnen, daß vieles in dem Kunterbunt der großen Schaustellung, wenn es 
losgelöst von Minderwertigem in guter und gewählter Anordnung zu sehen wäre, ein ganz 
erheblich günstigeres Bild ergeben würde, als jene vielen Säle ermöglichen, die auf ein 
großes und kritikloses Publikum rechnen. 
Was aber die Räume des l-Iagenbundes sympathisch macht, ist gerade die wesent- 
lich emstere und ehrlichere Betonung des künstlerischen Zieles. Was den übrigen 
Räumen immer wieder zum Nachteil gereicht, ist das aufdringliche Vortreten von Arbeiten, 
die, aus unkünstlerischen Ursachen entstanden, mit unkünstlerischen Mitteln zu wirken 
trachten. 
Da sind die leeren, aber sensadonellen Riesenleinwanden, die nur immer wieder von 
neuem beweisen, daß theatralische Beleuchtungselifekte nicht über innere Hohlheit hinweg-
	        
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