MAK

Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 5)

Mittelpunkt, deshalb um den 
Kamin geschart, später bei 
wachsender Prunkliebe zu 
einem eigenen „Cabinet" ge- 
staltet. Da beschränkt sich 
das Porzellan nicht mehr auf 
einzelne bevorzugte Stellen, 
sondern überzieht auf einem 
ringsum laufenden Gesimse, 
auf der Fenster- wie auf der 
Kaminwand alle Flächen; 
doch immer nur mit Vasen 
mannigfaltiger Gestalt und 
Deckelnäpfen. 
Für das Brünner Por- 
zellanzimmer rnuß es des- 
halb ein anderes Vorbild ge- 
geben haben. Ich glaube es 
in einem Raume des Schön- 
brunner Schlosses gefunden 
zu haben. ' 
Dieser Raum ist das 
schöne Lackzimmer. Es ge- 
hört zum großen Fremden- 
appartement im ersten Stock 
und blickt mit seinen beiden 
Abb. g. Pastellhildnis im Porzellanzimmer FCDStCYII auf der Rückseite 
des Schlosses gegen den 
Garten. Seine Wände sind mit ungewöhnlich großen Lackmalereien bedeckt, 
die von feingeschnitzten vergoldeten Rokokoleisten umrahmt werden. Aber 
auch die Decke erhielt in den vergoldeten Stuckverzierungen chinesische 
Lackfüllungen auf Holz, acht größere Felder mit Landschaften in Schwarz 
und Gold. Nun sind diese wappenförmigen größeren Felder durch Doppel- 
festons verbunden, die in vergoldeter I-Iolzschnitzerei kleine kreisrunde 
Plättchen tragen, je fünf in jedem Feston. 
Diese Plättchen, die die Stelle von Blüten oder Früchten einnehmen, 
bestehen seltsamerweise auch aus Lackmalerei und erinnern auf das leb- 
hafteste an den Porzellanplattenbelag unseres Dubsky-Zimrners. Der Ausbau 
des Schönbrunner Schlosses begann unter Maria Theresia 1744 und war 
binnen sechs Jahren vollendet. Die innere Ausstattung, die jedenfalls in den 
fünfziger Jahren vor sich ging, konnte also sehr wohl als Vorbild für das 
Brünner Porzellanzimmer dienen, wenn man annimmt, daß die Porzellan-
	        
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