Mittelpunkt, deshalb um den
Kamin geschart, später bei
wachsender Prunkliebe zu
einem eigenen „Cabinet" ge-
staltet. Da beschränkt sich
das Porzellan nicht mehr auf
einzelne bevorzugte Stellen,
sondern überzieht auf einem
ringsum laufenden Gesimse,
auf der Fenster- wie auf der
Kaminwand alle Flächen;
doch immer nur mit Vasen
mannigfaltiger Gestalt und
Deckelnäpfen.
Für das Brünner Por-
zellanzimmer rnuß es des-
halb ein anderes Vorbild ge-
geben haben. Ich glaube es
in einem Raume des Schön-
brunner Schlosses gefunden
zu haben. '
Dieser Raum ist das
schöne Lackzimmer. Es ge-
hört zum großen Fremden-
appartement im ersten Stock
und blickt mit seinen beiden
Abb. g. Pastellhildnis im Porzellanzimmer FCDStCYII auf der Rückseite
des Schlosses gegen den
Garten. Seine Wände sind mit ungewöhnlich großen Lackmalereien bedeckt,
die von feingeschnitzten vergoldeten Rokokoleisten umrahmt werden. Aber
auch die Decke erhielt in den vergoldeten Stuckverzierungen chinesische
Lackfüllungen auf Holz, acht größere Felder mit Landschaften in Schwarz
und Gold. Nun sind diese wappenförmigen größeren Felder durch Doppel-
festons verbunden, die in vergoldeter I-Iolzschnitzerei kleine kreisrunde
Plättchen tragen, je fünf in jedem Feston.
Diese Plättchen, die die Stelle von Blüten oder Früchten einnehmen,
bestehen seltsamerweise auch aus Lackmalerei und erinnern auf das leb-
hafteste an den Porzellanplattenbelag unseres Dubsky-Zimrners. Der Ausbau
des Schönbrunner Schlosses begann unter Maria Theresia 1744 und war
binnen sechs Jahren vollendet. Die innere Ausstattung, die jedenfalls in den
fünfziger Jahren vor sich ging, konnte also sehr wohl als Vorbild für das
Brünner Porzellanzimmer dienen, wenn man annimmt, daß die Porzellan-