Reminiszenzen verlockend. Was aber bei der Verwendung alter Bauwerke natürlich
erscheint, wird bei einem Neubau sinnwidrig. jede Kopie ist im Grunde doch nur eine
Altertumsfälschung und die Übertragung von Bauwerken in fremde Umgebungen schlägt
in der Regel fehl.
In bezug auf die wenigen historischen lnterieurs der städtischen Sammlung wäre
zu wünschen, daß die in Wien noch zahlreich vorhandenen der Erhaltung werten alten
Bauten gelegentlich durch sie eine sinnvolle Bereicherung erfahren sollten, so daß dem
städtischen Museum doch nur eine große Reihe von Einzelobjekten verbliebe. Diese aber
werden stets klarer Anordnung, heller, übersichtlicher, einfacher Raumbildung bedürfen
ohne jede stilistische Maske.
Wenn in Deutschland kunstgewerbliche Museen und Sammlungen von Interieurs
in einen historischen Rahmen manchmal glücklich eingefügt werden, so ist dieser Vorgang
für die Wiener städtischen Sammlungen nicht vorbildlich, weil sie anders geartet sind als jene.
Bei Bauten von ungewöhnlicher Ausdehnung und monumentaler Bedeutung gelingt
ein ästhetischer Kompromiß wohl nie.
Man kann auch deutlich erkennen, wie sehr gerade die breitgelagerten Baukornplexe
mit künstlerischen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, die einem wirkungsvollen Aufbau
entgegenstehen, wie wenig Befriedigung die künstlerische Seite dieser Lösung erweckt, -
weil auf Einheitlichkeit von vornherein verzichtet wurde.
Auch die Anpassung an die Zufälligkeiten des Lageplanes mußte auf viele ver-
führerisch wirken, die nicht einen strengen architektonisch einheitlichen Baugedanken
vertreten.
So versuchten viele Projektanten die unsymmetrische Grundrißbildung zu entwickeln,
die aus einer seitlichen Hauptverkehrsader und einer mittleren Nebenstraße abzuleiten
war. Ebenso bildete die zu weit gehende Rücksichtnahme auf die Ausnutzung der Grund-
tläche durch Zinshausblöcke für viele eine Klippe.
Wenn der Neubau einen künstlerischen Ausdruck schaffen soll für den Museums-
gedanken und die Bedeutung der Residenz, so kann nur einer Lösung mit Begeisterung
zugestimmt werden, die in sich die nötige Größe der Gesinnung schließt.
Die monumentalen Aufgaben der Reichshauptstadt sind in letzter Zeit nur selten
glücklich gelöst worden. Hier bietet sich ein ausgezeichneter Anlaß zu einem großzügigen
Werk, das die hohe Stufe der heute erreichten baulichen Tüchtigkeit mit künstlerischem
Schwung zum Ausdruck bringen kann.
Nur ein großer Künstler sollte hier ans Werk gehen, und nicht ängstliche Rücksichten
dürfen Ausschlag geben auf einen Museurnsbestand, dessen Ausgestaltung Veränderungen
unterliegt und dessen Vielgestaltigkeit die Zerstörung eines einheitlichen Baugedankens
im Gefolge haben muß, wenn ihm zu viel Bedeutung beigelegt wird.
ALERIE MIETHKE. HILDE EXNER, NORA VON ZUMBUSCH,
R. KALVACH. Eine kleine und interessante Schaustellung vereinigt drei junge
Wiener Künstlererscheinungen. Die beiden Damen vertreten die Plastik, wie sie von
dem Boden der Wiener Kunstgewerbeschule hervorwächst, und entwickeln jede in ihrer
Art eine Seite, die ihrem persönlichen Empfinden näher liegt. Hilde Exner ist das etwas
herbere und strengere Talent, das auf architektonischen Aufbau hinzielt, dem größere
Aufgaben im Sinne liegen. Nora von Zunrbusch neigt zu gefälliger Porträtplastik, zu
intimeren Wirkungen kleinerer Gruppen. In einigen ihrer keramischen Arbeiten gelingt
ihr eine schöne farbige Wirkung und in einigen Köpfen eine vornehme Einfachheit,
besonders dann, wenn sie sich vom naturalistischen Detail befreit und größere Freiheit in
der Vereinfachung der Form, größere Selbständigkeit in der farbigen Behandlung des
keramischen Materials erringt.
Die malerische Begabung des unglücklichen Rudolf Kalvach ist aus den Schau-
stellungen der Kunstgewerbcschule bekannt. Er gehört zu den eigenartigsten Talenten der