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Full text: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 5)

Schocken, entfernter Partikel und der kraftvolle und phantasiereiche Soldenhoff; zarter 
W. Rösner und die Landschafter Vahrenhorst, Pretzfelder, Buchwald. In weitem Abstand 
von ihnen, mit den Absichten des Monumentalmalers, noch unsicher: Berneis; und ganz 
einsam, mit der Seele eines Mystikers, dem Pathos eines Freskomalers und der Formen- 
klarheit eines verbesserten Akademikers, der hochbegabte Edwin Scharff. In ihm dürfen 
wir eine Hoffnung für unsere Monumentalmalerei erblicken. 
Die eigentlichen „Wilden" oder Expressionisten, die von Gauguin, Matisse und 
Munch herkommen und in Farbenflächen das Bild aufbauen, treten, wie gesagt, nicht so 
reich auf den Plan. Von der „Brücke" sind Heckel und E. L. Kirchner gut vertreten, 
Pechstein erscheint wie der Führer der ganzen Schar. Merkwürdig, wie jugendfrisch sich 
Hölzel erhält; er ist mit fliegenden Fahnen in dieses Lager abgeschwenkt; aus seiner 
Schule ist Eberz hervorgegangen. Die übrigen Jüngeren wirken merklich zahmer; so 
Rappaport, Erbslöh, Klemm und andere, am sympathischesten noch Stilleben von Helene - 
Albiker, Sophie WollT, Claus. 
Bei der Plastik sieht man fast nur Jugend, und das ist gut so, angesichts der 
Qualitäten, welche diese entfaltet. Voran stehen Lehmbruck und Albiker; ihnen folgen in 
ihrer schlanken aufgelösten Art Gerstel, Wynand, in gewissen Abständen auch die begabte 
Wienerin Hilde Exner. Noch eine Frau verdient den Lorbeer: Milli Steger, die in ihrer 
Monumentalplastik Maillol folgt. Bei demselben Ideal bleiben Lörcher, Frydag und andere. 
l-Ioetger hat sich zu deutscher Plastik des XIII. Jahrhunderts weiterentwickelt; Luksch und 
Elkan halten ihre kraftvolle Eigenart fest. Dr. Paul F. Schmidt 
ARISER AUSSTELLUNGEN. Der Monat April ist überreich an künstlerischen 
Veranstaltungen. In der zeitlichen Reihenfolge wären zuerst die „Pastellistes Francais" 
zu nennen. Dort ist, wie immer in der Galerie Georges Petit, alles in das beste Licht gerückt. 
Man merkt sich vor allem das ungemein flott behandelte lebendige farbenprächtige Porträt 
(in Lebensgröße vor das Rampenlicht tretend) der berühmten Tänzerin Aida Boni. Guirand 
de Scevola beweist hiermit einen bedeutenden Fortschritt seiner künstlerischen Laufbahn. 
Zwei Porträte und ein Genrebildchen „Manette" von Abel Faivre sind vorzüglich. 
Abel Truchet zeigt uns anmutige Ballettratten hinter den Kulissen, Madelaine Lemaire ihre 
frischen, lebensgetreuen Blumen, von denen man besonders die Ranunkeln und die weißen 
Rosen bewundert. 
Die Bilder von Levy-Dhurmer sind hervorragend; sein Porträt des Malers Roll ist 
zugleich kräftig und vaporös behandelt, die Physiognomie kommt verfeinert und vertieft 
zur Geltung. Das Venedig-Bild „la fusee" ist ein Feuerwerkeffekt in der Lagunenstadt. 
Die neun charaktervollen, etwas herben Landschaften von Nazal sind sehr gute Bilder. 
Zu erwähnen wäre noch vieles, vor allem die Arbeiten von Meister Luigini, die Zirkus- und 
Ballettszenen von Thevenot sowie die stimmungsvollen I-Ierbst- und Winterlandschaften 
von Guignard. - 
Am Quai d'Orsay entstanden auch dieses Frühjahr die beinahe kilometerlangen 
Zelte, welche nun die Ausstellung der „Artistes Independants" beherbergen. Diese 
Gesellschaft der sogenannten „unabhängigen Künstler" wird zwar immer zahlreicher, 
aber auch von Jahr zu Jahr immer uninteressanten Es gelang ihnen heuer nicht, irgend 
etwas Sensationelles hervorzubringen, sei es auf dem Gebiet der Komik oder der Unziem- 
lichkeit. In diesen vierzig Sälen ist eine ermüdende Menge von schwacher Mittelmäßig- 
keit angesammelt. Hie und da gibt es etwas Besseres, das wie eine Oase in der Wüste 
wirkt; mit vielem guten Willen findet man auch einige sehr gute Arbeiten. In diese 
Kategorie gehört vor allem der Meister der „Pointillisten": Signac, dann Öberteuffer mit 
einer magistralen Darstellung von „Nötre Dame de Paris". Die Dekorationsentwürfe von 
I-Ienry Dezire sind interessant, ebenso die Lichteffekte von Fomerod. Von den Pariser 
Bildern ragt die „Seine am Pont-Neuf" von Serval aus der Banalität empor. Man merkt 
sich auch das „alte Ehepaar" von Le Petit, welches einen tiefen philosophischen Sinn enta
	        
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