Georg als Hauskäufer in Brünn; er ist 1757 gestorben. Am 11. Dezember 175g
gestattet ein k. k. Hofdekret den Brüdern Emanuel und Johann Nepomuk
Piati von Tirnowitz die Ablegung des Huldigungseides bei der Brünner
königlichen Repräsentation und Kammer.
Seit 1762 ist Emanuel Piati Besitzer des Hauses. Das Brünner Häuser-
verzeichnis von 1779 nennt nur den Namen „von Biati" als Eigentümer des
Hauses; die heutige Rudolfsgasse hieß damals Neue Fröhlichergasse, unser
Haus trug darin die Nummer 474 und bildete einen (heute vermauerten)
Durchgang zu der noch heute so genannten Alten Fröhlichergasse.
Das I-Iäuserverzeichnis von 1785 schreibt für dieses Haus „v. Bea "', das
von 1818 „Emanuel von Piaty".
Durch seine Tochter Antonia Emanuela Piati von Tirnowitz kam das
Haus erst 1805 anläßlich ihrer Vermählung mit Franz Dubsky an dieses
Geschlecht. Ihr Mann starb allerdings vor dem Schwiegervater, schon 1812
als Landrechtspräsident von Mähren und Schlesien und Oberstlandrichter
von Mähren und wurde erst zwei Jahre vor seinem Tode von Kaiser Franz
in den erbländischen Grafenstand erhoben in Rücksicht darauf, „daß er aus
einer der ältesten Familien Böhmens und Mährens abstamme und bereits
durch fünfunddreißig Jahre dem Staate mit anerkannterAuszeichnung diene".
Seine Gemahlin errichtete ihm 1813 ein literarisches Denkmal" und starb erst
1843 mit einundsiebzig Jahren als Urgroßmutter des bisherigen Besitzers.
Wir kehren nun zu Maria Antonia von und zu Liechtenstein, der
Gemahlin des Grafen Markus Czobor, zurück. Sie war Alleinbesitzerin von
Göding, das 1692 durch Kauf an den regierenden Fürsten Johann Adam von
Liechtenstein gelangt war. Ihr Sohn ist jener Graf Josef Czobor de Szent-
Mihaly, der als glänzender Kavalier, Spieler und Verschwender Aufsehen
erregte. In Paris und Venedig wie in Wien ein großes Haus führend, war er, wie
es scheint, bei Franz I. von Lothringen gern gesehen. Dafür spricht, daß der
Kaiser ihm, als Czobor in Not geriet, eine Leibrente aussetzte. Als Besitzer
von Göding, das ihm seit 1751 allein gehörte, dann von Pawlowitz in Mähren,
Holitsch und Sassin in Ungarn, hatte der Graf immerhin die Möglichkeit zu
einem glanzvollen und kunstfrohen Auftreten, an dessen anekdotenhaft aus-
geschmückter Schilderung sich die älteren Wiener Lokalschriftsteller gütlich
taten." Gänzlich verarmt starb Graf Josef Czobor 1771 in Budapest. Hollitsch
und Sassin waren schon 174g, Göding und Pawlowitz 1762 in kaiserlichen
Besitz übergegangen.
So erfreulich es nun ist, daß es dank den freundlichen Bemühungen des
Herrn Sektionsrates Adolf Anthony von Siegenfeld im k. u. k. Haus-, Hof- und
Staatsarchiv gelungen ist, das unter dem Piatischen Wappen schlummernde,
' " „Einige Familien-Nachrichten des Geschlechtes Dubsky von Trebomyslic, mit einer kurzen Lebens-
geschichte und Charakter-Schilderung des ersten Grafen dieses Namens, zusammengestellt von Antonia Gräfin
Dubsky, Freiin von Trebomyslic, für ihren Sohn." Brünn, 1813.
" Honnayr, Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst; Franz GrüiTer, Wiener Dosenstücke,
Wien, 1846, S. 242; Derselbe, Neue Wiener Tabletten, Wien, 1849. S. 1 B1; Wurzbsch, Biographisches Lexikon,
3. Teil.