sehr fromm und besuchte oftmals das Stift, dem der Freiherr viele Schenkungen
machte. Als letzter Sprosse eines alten slawischen Geschlechtes bestimmte
er Selau zum Erben eines Bestandteiles seines Wappens. Sein dem Kaiser
Leopold I. unterbreitetes Gesuch wurde von diesem bewilligt und ein dies-
bezüglicher Wappenbrief d. d. Wien, 15. Januar 166g ausgestellt.
Das alte Wappen des Stiftes enthielt nur zwei gekreuzte goldene
Schlüssel mit gemeinsamem Griffe in einem blauen Felde (siehe Abb. 4), wie
solche noch unter Abt Stephan Magnus nachzuweisen sind."
Die im Wappenbrief eingetragene Malerei (siehe Abb. 5) zeigt einen
Schild, der von einer rosaroten Kartusche mit goldenen Voluten umschlossen
und mit grünem Blätterwerk unterlegt ist. Rechts ist auf die Eckvolute eine
grün gefütterte, goldene, mit einem blauen Edelstein gezierte Mitra gesetzt,
von der goldgefranste, grünsilberne Infelbänder abiiattern. Links erscheint
ein goldenes Pastorale mit goldener Rose, deren Butzen grün gefärbt ist.
Das seitwärts abflatternde weiße Velum ist mit goldenen Rändern geschmückt.
Die oben über dem Schildrand in der Mitte auf rosafarbigen Wolken
thronende Madonna trägt ein rotes Kleid, einen blauen Mantel, beide mit
Gold aufgehellt, sowie einen goldenen Reif als Nimbus, mit dem auch das
nackte Christuskind in ihren Armen ausgestattet ist. Der I-Ierzschild ist weiß
mit Silberrand, der goldgekrönte und bewehrte schwarze Adler ist mit Gold
aufgehellt, die Zunge rot, der Kopf von den goldenen Buchstaben S und A
beseitet. Die Purpurhaube der alten Herzogsmütze, mit welcher der Herz-
schild bedeckt ist, zeigt ebenfalls goldene Auflichtung. Alles übrige ist aus
der Blasonierung im Wappenbrief" zu entnehmen, der folgendermaßen lautet:
„Wir Leopold von Gottes gnaden Erwehlter Römischer Kaiser zu
allen zeitten Mehrer des Reichs in Germanien zu Hungarn Böheimb Dal-
matien Croatien vnd Sclauonien etz. König Ertzhertzog zu Österreich
Hertzog zu Burgund Marggraff zu Mähren Hertzog zu Lutzenburg in
Schlesien zu Braband. zu Steyer, zu Kärndten, Crain Würtemberg v. Teck,
Fürst zu Schwaben Marggraff zu Ober- vnd Nieder Laußnitz, Gefürster Graff
zu I-Iabspurg, zu Tyrol, zu Pfürd, zu Kyburg vnd zu Görtz, Landgraff in
Elsaß, Marggraff des Heiligen Römischen Reichs ob der Enß vnd zu Burgaw,
Herr auf der Windischen Marck zu Portenau vnd Salins.
Bekhennen offentlich mit diesem Brieff vnd thuen khundt Allermännig-
lich, Waßmafßen Vnß der Wohlgebome, Vnser Lieber getrewer Johann
Christoph Freyherr von Leskowetz vnterthänigst zuuernehmen gegeben,
wie das in dem Vhralten Stitift vnd Gotteshauß zu Selaw des Praemonstra-
teserordens, so von Vnsern Lobseeligsten Vorfahrern Königen zu Böheimb
Sobieslav dem Ersten, vnd seiner Gemahlin Adelheide, gestifftet, wie auch
von Vnserm in Gott ruehenden Hochgeehrtisten Herrn Anherrn Kaisern
Ferdinando dem Anderten, Christmildisten angedenckhens, auß dem Khätzeri-
" MONASTERII PROSPECTUS SILOENSIS IN REGNO BOHEME. Anton Mlnsfelt Senior, sculpsit
Migro Pragae.
"' Der hochwilrdigste Herr Prälat Salesius Ronbföelr war so gütig, dem Autor den Wappenbrief im
Original zur Abschrift und Kopierung des Wappens einzusenden.