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auch noch die enormen Kriegssteuern, 300.000 Gulden, bezahlt werden
mußten, sah er sich gezwungen, Schulden zu machen. Unter seiner Regierung
wurde es Sitte, den Neueingekleideten besondere Ordensnamen beizulegen.
Unter Abt Hieronymus Ambros (1741-1767) wurde von dem Stifts-
apotheker Damian Schulz aus einer Quelle in Marienbadi das sogenannte
„Tepler Salz" gewonnen. Der Abt ließ diese Quelle in Stein fassen und mit
einem Kreuze schmücken, von dem die Quelle den Namen „Kreuzbrunnen"
erhielt (1749).
Abt Hieronymus suchte das Stift zu einem Mittelpunkte für Kunst und
Wissenschaft zu machen. Er legte eine Sammlung von Mineralien an,
errichtete ein physikalisches Kabinett und vergrößerte die Bibliothek. Die
Mathematik wurde damals im Stifte mit besonderer Liebe gepflegt.
Tepl hatte sich unter diesem Abte wieder zu einer glanzvollen Höhe
empor-geschwungen, aber schon unter seinem Nachfolger, Christoph Grafen
Trauttmansdorff (1767 bis tige Stellung, weil er ver-
178g), verfiel das Kloster mittels seiner hohen Be-
sowohl finanziell als auch kanntschaft die seit dritt-
in disziplinärer Beziehung. halb jahrhunderten reser-
Abt Christoph war mehr viertenWaldungen, in denen
regierender und hofhalten- die Quellen von Marienbad
der Fürst als Ordensmann; lagen, um eine verhältnis-
er liebte den Luxus und mäßig niedere Summe ein-
kannte beiseinenAusgaben lösen konnte.
keine Grenzen, doch dankt Aläll-sgt-mlilngfxjzä" Der allgemeinen Klo-
ihm Marienbad seine heu- steraufhebung unter Kaiser
Josef II. sollte auch das Stift Tepl verfallen, doch waren es wohl in erster
Linie die einf-lußreichen Verbindungen des Grafen, die das Stift vor diesem
Schicksal bewahrten. -
Unter dem Abte Dr. Chrysostomus Pfrogner (1801-1812), ehemaligem
Rector magnificus der Prager Universität, wurde auf Wunsch des erzbischöf-
lichen Ordinariats in Prag und mit Zustimmung der Regierung in Pilsen im
Jahre 1804 eine philosophische Lehranstalt, ein Lyzeum errichtet, auch das
Gymnasium wurde von den Prämonstratensern von Tepl übernommen, und
bald entwickelte sich diese Schule zu einer der besten des Landes.
Am 6. November 1818 wurde Marienbad eine eigene Gemeinde und zu
einem öffentlichen Kurort erklärt. Abt Karl Reitenberger (1812-1827) tat
alles Mögliche, um den neuen Kurort zu fördern," ließ Straßen und Wege
anlegen und sorgte auch für eine Kurmusik, eine Apotheke und ein Kurspital.
Abt Karl gab für Marienbad viel Geld aus und machte sich dadurch bei
seinen Konventualen unbeliebt, weil er oft deren berechtigte Ansprüche
" Marienbad wurde mit Allerhöchster Entschließung vom 29. Mai 1865 zur Stadt erhoben und erhielt am
1.]uni 1866 ein Wappen verliehen, das halb gespalten und geteilt, im ersten Felde ein Marienbild, im zweiten
die bekreuzte Kuppel des Kreuzbrunnens und im dritten, zwischen zwei Tannen stehend, eine Brunnenschale
mit einer trinkenden Äskulapschlange aufweist.
" Goethe war mehrmals Gast in Marienbad und verkehrte auch mit dem Abte von Tepl.
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